Blinken in Israel: "Schaden" von Zivilbevölkerung im Gazastreifen abwenden
Bei seinem Besuch in Israel hat US-Außenminister Antony Blinken bei Regierungschef Benjamin Netanjahu darauf gedrungen, dass weiterer "Schaden" von der Zivilbevölkerung im Gazastreifen abgewendet werden müsse. Bei seinem diplomatischen Bemühen um eine Eindämmung des Nahost-Konfliktes traf Blinken auch Präsident Isaac Herzog. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) besuchte unterdessen den Grenzübergang Rafah zwischen dem südlichen Gazastreifen und Ägypten.
Nach Angaben des US-Außenministeriums bekräftigte Blinken im Gespräch mit Netanjahu die Unterstützung der USA für das Recht Israels, einen erneuten Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas zu verhindern. Dann habe der US-Außenminister "die Wichtigkeit betont, weiteren zivilen Schaden zu vermeiden und zivile Infrastruktur in Gaza zu schützen", erklärte Außenministeriumssprecher Matthew Miller.
Zuvor hatte Blinken nach einem Gespräch mit Herzog auf die "unglaublich herausfordernden Zeiten für Israel", das Schicksal der aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln und die "unermüdlichen Bemühungen, alle nach Hause zu bringen", hingewiesen.
Blinken bemüht sich während seiner Nahost-Reise derzeit um eine Deeskalation. Am Montag besuchte er Saudi-Arabien und beriet mit dem Kronprinzen Mohammed bin Salman unter anderem über eine Annäherung Riads an Israel.
US-Außenministeriumssprecher Miller erklärte, Blinken und Netanjahu hätten über Versuche beraten, die verbliebenen Geiseln zu befreien. Außerdem hätten sie über die Wichtigkeit weiterer Hilfslieferungen für den Gazastreifen gesprochen.
Der Krieg war am 7. Oktober durch den Großangriff der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas ausgelöst worden. Hunderte Hamas-Kämpfer waren nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Nach israelischen Angaben wurden 1140 Menschen teils brutal getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel erklärte der Hamas daraufhin den Krieg und greift den Gazastreifen seither massiv an. Nach nicht unabhängig überprüfbaren Hamas-Angaben wurden in dem Palästinensergebiet bisher mehr als 23.210 Menschen getötet. Hilfsorganisationen haben sich wiederholt besorgt über die Situation der Zivilbevölkerung im Gazastreifen gezeigt.
Nach jüngsten Angaben der israelischen Armee stieg die Anzahl der im Gazastreifen getöteten Soldaten auf 185. Das Militär erklärte überdies am Dienstag, dass die israelischen Truppen in den vergangenen 24 Stunden bei "ausgedehnten Bodenoperationen einschließlich Luftangriffen" in Chan Junis 40 Kämpfer getötet hätten. Dabei seien Sturmgewehre vom Typ AK-47, Raketenwerfer und andere Waffen beschlagnahmt worden.
Hamas-Chef Ismail Hanija erklärte in Katar, dass der Angriff am 7. Oktober auf "einen Versuch erfolgte, die palästinensische Sache zu marginalisieren". Trotz des "hohen Preises, der Massaker und des völkermörderischen Krieges" habe Israel "keines seiner Ziele" erreicht. In einer später von der Hamas veröffentlichten Erklärung rief er die muslimischen Staaten dazu auf, "den Widerstand mit Waffen zu unterstützen, denn dies ist (...) nicht allein der Kampf des palästinensischen Volkes".
Derweil besuchte Bundesaußenministerin Baerbock den Grenzübergang Rafah. Ein Großteil der sehr eingeschränkten Hilfslieferungen kommt über Rafah in das Palästinensergebiet. Vor ihrer Ankunft forderte Baerbock die Öffnung weiterer Grenzübergänge und neue humanitäre Feuerpausen, um Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen zu können.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist ebenfalls in der Region. Bis zum 11. Januar besucht er den Oman, Saudi-Arabien sowie Israel und das Westjordanland.
Seit Beginn des Krieges kommt es auch an der israelisch-libanesischen Grenze zu täglichen Schüssen zwischen der israelischen Armee und der mit der Hamas verbündeten Hisbollah. Die pro-iranische Schiitenmiliz im Libanon griff am Dienstag nach eigenen Angaben das "Kommandozentrum der Nordregion der Armee" in der Stadt Safed mit mehreren Drohnen an. Dies sei Teil ihrer Antwort auf die Tötung von Hisbollah-Kommandeur Wissam Hassan Tawil und der Nummer Zwei der radikalislamischen Hamas, Saleh al-Aruri.
Die israelische Armee bestätigte, dass ein "feindliches Flugzeug" über einem ihrer Stützpunkte im Norden des Landes abgestürzt sei. Es habe weder Schäden noch Verletzte gegeben.
Aus Sicherheitskreisen verlautete, dass am Dienstag drei Hisbollah-Kämpfer bei einem israelischen Angriff auf ein Auto im südlibanesischem Dorf Ghanduria getötet worden seien.
S.Arnold--TNT