Tausende bei Trauerfeier nach Doppelanschlag mit 89 Toten im Iran
Bei der Trauerfeier nach dem Doppelanschlag im Iran haben hochrangige staatliche Vertreter erneut den USA und Israel die Verantwortung für das Blutbad zugewiesen. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), die den Anschlag vom Mittwoch mit mindestens 89 Toten für sich reklamiert hatte, "ist heutzutage verschwunden", sagte der Chef der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami, während der Trauerzeremonie am Freitag in Kerman. Tatsächlich würden Dschihadisten heute "nur als Söldner" der USA und Israels agieren.
Irans Präsident Ebrahim Raisi sagte, die IS-Miliz sei von Israel "ausgebildet" worden. Die Vergeltung für den Anschlag werde kommen - "zu der Zeit und an dem Platz, der von unseren Kräften bestimmt wird". Er rühmte in seiner Ansprache auch die radikalislamische Hamas, die am 7. Oktober bei ihrem Überfall auf Israel rund 1140 Menschen getötet und 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt hatte.
Der iranische Innenminister Ahmad Wahidi sagte im Staatsfernsehen, dass "einige Personen, die in den Anschlag verwickelt sind, festgenommen wurden". Nähere Angaben machte er nicht. Salami drohte allen IS-Verdächtigen, der Iran werde "sie finden, wo immer" sie sich aufhielten.
Die Trauerfeierlichkeiten begannen am Freitag im Hof der Emam Ali Moschee in der südiranischen Stadt Kerman. Eine Menschenmenge versammelte sich vor dutzenden Särgen, die mit der iranischen Flagge bedeckt waren, wie das Staatsfernsehen berichtete. Die Trauernden hatten iranische Flaggen dabei sowie die gelben Fahnen der pro-iranischen Hisbollah im Libanon und Porträts des vor vier Jahren vom US-Militär getöteten iranischen Generals Kassem Soleimani.
Trauerbekundungen und Demonstrationen aus Protest gegen die Anschläge fanden auch in verschiedenen anderen Städten des Iran statt, darunter in Tabriz im Nordwesten, in Ahvaz im Südwesten und in Bandar Abbas im Süden.
Am Mittwoch hatten sich in Kerman zwei Explosionen ereignet, als dort gerade zahlreiche Menschen an den vierten Todestag Soleimanis erinnern wollten. Die sunnitische IS-Miliz hatte den Doppelanschlag für sich reklamiert, zwei ihrer Mitglieder hätten sich in die Luft gesprengt. Die Behörden im überwiegend schiitischen Iran hatten dennoch zunächst die USA und Israel verantwortlich gemacht. Die USA wiesen die Vorwürfe als "absurd" zurück.
S.Arnold--TNT