The National Times - Furcht vor Eskalation in Nahost: US-Außenminister Blinken reist erneut in die Region

Furcht vor Eskalation in Nahost: US-Außenminister Blinken reist erneut in die Region


Furcht vor Eskalation in Nahost: US-Außenminister Blinken reist erneut in die Region
Furcht vor Eskalation in Nahost: US-Außenminister Blinken reist erneut in die Region / Foto: © AFP/Archiv

Angesichts der Furcht vor einer Ausweitung des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas reist US-Außenminister Antony Blinken nach Angaben aus Washington am Donnerstag erneut in den Nahen Osten. Blinken werde die Reise am Donnerstagabend antreten und in ihrem Verlauf unter anderem Israel besuchen, hieß es am Mittwochabend (Ortszeit) aus Regierungskreisen. Unterdessen bezichtigte ein wichtiger Berater des iranischen Präsidenten Israel und die USA, hinter dem am Mittwoch erfolgten Anschlag mit mindestens 95 Toten im Süden des Iran zu stecken - was Washington entschieden zurückwies.

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Zu den genauen Zielen der Nahost-Reise von US-Außenminister Blinken gab es aus Washington zunächst keine weiteren Angaben. Bei seinen Reisen in den vergangenen Wochen hatte der US-Chefdiplomat aber auch mehrere arabische Länder besucht.

Es wäre Blinkens vierte Nahost-Reise und sein fünfter Besuch in Israel seit dem Überfall der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober. Blinken begleitete zudem US-Präsident Joe Biden bei einem Israel-Besuch Mitte Oktober.

Vor Bekanntwerden von Blinkens erneuter Nahost-Reise hatte US-Außenamtssprecher Matthew Miller erklärt, kein Land habe "Interesse an einer Eskalation" in der Region. Zudem trat Miller Äußerungen aus dem Iran entgegen, die USA könnten an einem Anschlag in der südiranischen Stadt Kerman zu tun haben. "Jegliche Andeutung des Gegenteils" sei "lächerlich", sagte Miller. Seine Regierung habe auch "keinen Grund zu der Annahme", dass Israel mit dem Vorfall zu tun habe.

Am Mittwoch waren bei dem Bombenanschlag in Kerman nahe dem Grab des 2020 von den USA getöteten Generals Kassem Soleimani nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Teheran mindestens 95 Menschen gestorben. Weitere 211 Menschen wurden laut iranischen Staatsmedien verletzt.

Der iranische Präsidentenberater Mohammad Dschamschidi machte Israel und die USA für den Anschlag verantwortlich. Die "Verantwortung für dieses Verbrechen" liege "bei den USA und dem zionistischen Regime und der Terrorismus ist nur ein Werkzeug", schrieb Dschamschidi im Online-Dienst X, vormals Twitter.

Der Anschlag wurde laut Staatsmedien mit zwei im Abstand von etwa 15 Minuten gezündeten Bomben in der Nähe der Saheb-al-Saman-Moschee in Kerman verübt, auf deren Gelände sich das Grab des 2020 von den USA getöteten Generals Kassem Soleimani befindet. Dort hatten sich am Mittwoch an dessen viertem Todestag zahlreiche Menschen versammelt. Die Führung in Teheran sprach von einer "terroristischen Tat".

Ein hochrangiges Mitglied der US-Regierung verglich den Anschlag mit Angriffen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). "Es sieht nach einem Terroranschlag aus, wie ihn der IS in der Vergangenheit verübt hat, und davon gehen wir im Moment aus", sagte der Regierungsvertreter vor Journalisten.

Die iranische Regierung erklärten den Donnerstag angesichts des Anschlags "zu einem Tag der öffentlichen Trauer im ganzen Land".

Nach dem Anschlag drückte auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell der Regierung im Iran sein Mitgefühl aus. Er habe "diesen Terroranschlag auf das Schärfste verurteilt" und seine "Solidarität mit dem iranischen Volk ausgedrückt", schrieb Borrell am Mittwochabend nach einem Telefonat mit dem iranischen Außenminister Hossein Amir-Abdollahian in Online-Netzwerken.

Die Befürchtungen vor einer Ausweitung des seit 7. Oktober andauernden Kriegs zwischen Israel und der Hamas waren auch angesichts der Tötung des Hamas-Vizechefs Saleh al-Aruri im Libanon gewachsen. Nach Einschätzung eines US-Regierungsvertreters führte Israel den Angriff aus.

Die mit der Hamas verbündete Hisbollah im Libanon, die wiederum vom Iran unterstützt wird, drohte mit Vergeltung für die Tötung al-Aruris. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah warnte Israel vor einem Krieg gegen den Libanon, den seine Miliz dann "ohne Regeln, ohne Grenzen" führen würde.

Israel äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Armeesprecher Daniel Hagari betonte, Israel bleibe "konzentriert auf den Kampf gegen die Hamas", sei aber zugleich "in hohem Maße auf jedes Szenario" vorbereitet.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert seit mittlerweile fast drei Monaten an. Am 7. Oktober hatten hunderte Hamas-Kämpfer in einem beispiellosen Angriff Israel überfallen und Gräueltaten verübt. Dabei wurden rund 1140 Menschen getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel greift seither in einer massiven Militärkampagne Ziele im Gazastreifen an und tötete nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 22.300 Menschen.

D.Cook--TNT

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