Südkoreanischer Oppositionsführer Lee Jae Myung bei Messerangriff verletzt
Auf den südkoreanischen Oppositionsführer Lee Jae Myung ist ein Messerangriff verübt worden. Der 59-Jährige sei am Hals verletzt worden und befinde sich auf der Intensivstation, teilte seine Demokratische Partei am Dienstag mit. Bei dem Angreifer handelte es sich um einen Mann, der sich bei einer Kundgebung als Anhänger Lees ausgab und sich dann plötzlich auf den Politiker stürzte.
Der Angriff ereignete sich auf einer Baustelle in der Hafenstadt Busan im Süden des Landes. Lee war gerade von Journalisten umrundet, als sich der Angreifer durch die Menge kämpfte und auf den Politiker losging. Wie ein Augenzeuge im lokalen Fernsehsender YTN berichtete, war Lee "auf dem Weg zu seinem Auto und sprach mit Reportern, als der Angreifer ihn um ein Autogramm bat, bevor er ihm mit etwas, das wie ein Messer aussah, in den Nacken schlug".
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Lee zusammenbricht, ihm Menschen zur Hilfe eilen und ihm ein Tuch an den Hals gedrückt wird. Der 59-Jährige wurde zunächst in ein Krankenhaus in Busan gebracht und dann in eine Klinik in die Hauptstadt Seoul geflogen. Dort wurde er laut Parteiangaben zwei Stunden lang operiert. Durch den Angriff sei die Halsvene beschädigt worden. Lee sei nach der Operation aber bei Bewusstsein gewesen und "erholt sich auf der Intensivstation" von dem Eingriff.
Der Angreifer wurde unmittelbar nach der Tat von Polizisten und Umstehenden niedergerungen und festgenommen. Bei ihm handelt es sich laut einem Polizeisprecher um einen etwa 60 Jahre alten Mann. Er habe "ein 18 Zentimeter langes Messer mit einer 13 Zentimeter langen Klinge" benutzt.
Über die möglichen Motive der Tat machte der Polizeisprecher keine Angaben. Laut der Nachrichtenagentur Yonhap sagte der Mann bei einer ersten Vernehmung aus, dass er Lee habe töten wollen. Er solle wegen versuchten Mordes angeklagt werden.
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol, gegen den Lee die Präsidentschaftswahl 2022 nur knapp verloren hatte, zeigte sich schockiert und äußerte seine "tiefe Besorgnis". Die Gesellschaft dürfe "diese Art von Gewalttaten unter keinen Umständen tolerieren", sagte der konservative Präsident laut seiner Sprecherin.
Auf seinem Weg zu politischem Erfolg hatte der 59-jährige Lee vor allem seine Lebensgeschichte und seine Herkunft als ehemaliger Kinderarbeiter in einer Fabrik und jugendlicher Schulabbrecher immer wieder in den Vordergrund gerückt. Jüngsten Umfragen zufolge gilt er als aussichtsreicher Kandidat für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2027.
Allerdings wird Lees Bewerbung um das Spitzenamt von einer Reihe von Skandalen überschattet. Im September entkam er nur knapp einer Verhaftung im Zusammenhang mit verschiedenen Korruptionsvorwürfen. Zudem soll sich der Oppositionspolitiker vor Gericht wegen Bestechung im Zusammenhang mit einer Firma verantworten, die im Verdacht steht, illegal acht Millionen Dollar nach Nordkorea transferiert zu haben.
Politiker sind in Südkorea bereits mehrmals Ziel von tätlichen Angriffen geworden. Im Jahr 2022 wurde Lees Vorgänger als Chef der Demokratischen Partei, Song Young Gil, von einem älteren Mann mit einem Gegenstand auf den Kopf geschlagen. 2006 war die damalige Konservativen-Chefin Park Geun Hye, die später Präsidentin des Landes wurde, bei einer Kundgebung mit dem Messer angegriffen worden. Der Angriff hinterließ eine Narbe in ihrem Gesicht.
K.M.Thompson--TNT