Ukraine wird zum Jahreswechsel von massiver russischer Angriffswelle getroffen
Auch zum Jahreswechsel hat Russland die Ukraine mit einer massiven Angriffswelle überzogen: Die ukrainische Luftwaffe meldete Angriffe durch eine "Rekordzahl" von 90 russischen Schahed-Kampfdrohnen iranischer Bauart, von denen 87 abgefangen worden seien. Aus mehreren ukrainischen Regionen wurden Todesopfer gemeldet. In ihren Neujahrsansprachen stimmten der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Kremlchef Wladimir Putin die Bevölkerung auf einen Fortgang des Kriegs ein.
Zu den russischen Drohnenangriffen auf die Ukraine erklärte die Luftwaffe weiter, diese seien aus vier Richtungen erfolgt und hätten insbesondere die Städte Odessa im Südwesten und das weit im Westen gelegene Lwiw getroffen. Mindestens zwei Menschen wurden nach Angaben aus Kiew am Neujahrstag getötet. Aus der Region Lwiw meldete Gouverneur Maksym Kosyzky, die Luftabwehr habe mehrere russische Drohnen abgefangen.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe nahm Russland zudem die nordöstliche Region Charkiw mit vier Boden-Luft-Raketen vom Typ S-300 unter Beschuss. Zudem seien die südukrainischen Gebiete Cherson und Saporischschja mit vier Anti-Radar-Raketen attackiert worden.
In Cherson wurde dem regionalen Verwaltungschef Oleksandr Prokudin zufolge eine Frau getötet. In der südwestlichen Region Odessa kam laut dem örtlichen Gouverneur Oleh Kiper bei russischem Beschuss mindestens ein Mensch ums Leben. Acht weitere Menschen seien verletzt worden.
In der russisch besetzten ostukrainischen Großstadt Donezk starben nach Angaben des von Russland eingesetzten Verwaltungschefs Denis Puschilin vier Menschen. 13 weitere Menschen seien verletzt worden. Am Sonntagabend hatte Puschilin von "massiven Bombardements" in mehreren Bezirken der Großstadt gesprochen, bei denen sieben Menschen verletzt worden seien.
Russische Behörden meldeten zudem Bombardements und Drohnenangriffe auf die grenznahe Region Belgorod. Dabei sei aber niemand zu Schaden gekommen.
In den vergangenen Tagen hatten sich die Kämpfe zwischen Kiew und Moskau verschärft. Am Freitag war die Ukraine von einer der schwersten russischen Angriffswellen seit Kriegsbeginn getroffen worden, bei der nach ukrainischen Angaben 39 Menschen getötet wurden. Bei einem anschließenden ukrainischen Angriff auf die russische Grenzregion Belgorod waren am Samstag 24 Menschen getötet worden.
Der Neujahrstag war in Kiew als Trauertag ausgerufen worden, um der 19 Menschen zu gedenken, die am Freitag alleine in der Hauptstadt getötet worden waren.
Am Samstag waren bei einem russischen Raketenangriff auf ein vorwiegend von Journalisten genutztes Hotel in Charkiw im Nordosten der Ukraine auch zwei Mitarbeiter des ZDF aus einem Team um Reporterin Alica Jung verletzt worden. Eine ukrainische Übersetzerin sei von Trümmerteilen getroffen worden und habe dabei schwere Verletzungen erlitten, teilte das ZDF am Sonntag mit. Ein Sicherheitsmann sei mit leichteren Verletzungen davongekommen. Getroffen wurden sie laut ZDF im Hotel "Kharkiv Palace", das vorwiegend von Journalisten genutzt werde, weil es über einen Bunker verfüge.
Bei seiner Neujahrsansprache verwies der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf die aus seiner Sicht wachsende Schlagkraft seiner Armee. Die Ukraine werde 2024 mindestens "eine Million" zusätzliche Drohnen in ihrem Arsenal haben, sagte Selenskyj am Silvesterabend. Dazu kämen von den westlichen Partnern gelieferte F-16-Kampfjets. Russlands Streitkräfte würden sehen, "wie unser wahrer Zorn aussieht", versicherte er.
Kremlchef Putin versicherte in seiner Neujahrsansprache, sein Land werde "niemals" zurückweichen. Russland habe seine Interessen 2023 "hart verteidigt", sagte er. Russland, das eine "historische Phase" durchlebe, werde nächstes Jahr "noch stärker" sein, versicherte er. Am Neujahrstag kündigte er angesichts der ukrainischen Angriffe auf Belgorod beim Besuch eines Militärkrankenhauses zudem an, dass Russland seine Angriffe auf "militärische Einrichtungen" in der Ukraine "intensivieren" werde. Er betonte: "Kein Verbrechen gegen Zivilisten wird ungestraft bleiben."
B.Cooper--TNT