Mindestens 18 Tote durch massive russische Angriffswelle auf die Ukraine
Bei einer der heftigsten russischen Angriffswellen auf die Ukraine seit Beginn des Krieges sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens 18 Menschen getötet und mehr als 130 weitere verletzt worden. Moskau habe "fast alle Arten von Waffen" eingesetzt, erklärte der ukrainische Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitag im Onlinedienst X (vormals Twitter). Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von einem "weiteren feigen und wahllosen Angriff" auf Zivilisten, UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk forderte Russland auf, die Angriffe sofort zu stoppen.
Luftwaffen-Sprecher Juri Ignat sagte der Nachrichtenagentur AFP, es seien - abgesehen von den ersten Kriegstagen im Februar 2022 - die "massivsten Angriffe" auf die Ukraine gewesen. Die Luftwaffe erklärte, Russland habe 158 Drohnen und Raketen abgeschossen, von denen 114 zerstört worden seien.
Nach Angaben der ukrainischen Behörden wurden in sechs Städten überall im Land unter anderem Schulen, Einkaufzentren und Wohnhäuser angegriffen. Dabei kamen Selenskyj zufolge Hyperschall-Raketen vom Typ Kinschal, Raketen vom Typ S-300 sowie Marschflugkörper und Drohnen zum Einsatz.
In der Hauptstadt Kiew, wo die Luftabwehr laut Bürgermeister Vitali Klitschko "aktiv arbeitete", hörten AFP-Reporter in den frühen Morgenstunden mehrere starke Explosionen. Im nördlichen Stadtteil Podil stand ein 3000 Quadratmeter großer Hangar in Flammen. Zudem wurden eine als Luftschutzbunker genutzte U-Bahn-Station und mehrere Wohnhäuser beschädigt. Bei dem Angriff auf eine Lagerhalle wurden laut Klitschko drei Menschen getötet.
In Dnipro im Südosten des Landes wurde nach Angaben des Gesundheitsministeriums eine Entbindungsstation "schwer beschädigt", Tote und Verletzte gab es demnach nicht. Zudem wurde ein Einkaufszentrum im Herzen der Stadt getroffen und geriet in Brand. Massive Schäden, Tote und Verletzte wurden auch aus den Städten Charkiw im Nordosten, Lwiw im Westen sowie Odessa im Süden des Landes gemeldet.
Die russische Armee erklärte in ihrem täglichen Lagebericht lediglich, dass sie im Zeitraum vom 23. bis 29. Dezember "50 Gruppenangriffe und einen massiven Angriff" ausgeführt habe. Dabei seien "alle Ziele" getroffen worden. Weiter hieß es, dass die Angriffe auf militärische Einrichtungen abzielten.
International wurden die massiven russischen Angriffe scharf kritisiert. Die humanitäre UN-Koordinatorin für die Ukraine, Denise Brown, sprach im Onlinedienst X von einer "hasserfüllten Welle von Angriffen auf Wohngebiete der Ukraine". Die Angriffe seien ein "weiteres inakzeptables Beispiel für die schreckliche Realität", mit der das ukrainische Volk konfrontiert sei, erklärte sie.
Die Angriffe zeigten, dass der russische Präsident "vor nichts zurückschrecken wird", erklärte Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak. Das Außenministerium in Paris verurteilte diese "Strategie des Terrors". Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach auf X von einem "weiteren feigen und wahllosen Angriff". Die EU stehe an der Seite der Ukraine, "solange es nötig ist", betonte er.
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk zeigte sich "schockiert". Er forderte Moskau auf, "seine Angriffe auf die Ukraine sofort einzustellen" und alle Regeln des Völkerrechts zu respektieren.
Die Ukraine tue alles, um ihre Luftabwehr zu verstärken, erklärte der Stabschef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, in Online-Netzwerken. "Aber die Welt muss sehen, dass wir mehr Hilfe und Mittel brauchen, um diesen Terror zu stoppen."
Die US-Botschafterin in Kiew, Bridget Brink, betonte, die Angriffe zeigten, dass die Ukraine "jetzt Geld braucht". Am Mittwoch hatte Washington die vorerst letzte Militärhilfe für die Ukraine im Umfang von 250 Millionen Dollar (gut 226 Millionen Euro) freigegeben. Weitere US-Hilfen wurden bislang von Teilen der Republikaner im Repräsentantenhaus blockiert.
Die USA sind bisher der wichtigste Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte gewarnt, dass jegliche Änderungen der US-Politik im Hinblick auf die Unterstützung seines Landes starke Auswirkungen auf den Verlauf des Krieges haben könnten.
D.Kelly--TNT