Israelische Armee: Gaza-Krieg wird noch "viele Monate" dauern
Die israelische Armee wird ihren Krieg gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas nach eigener Einschätzung noch bis weit ins kommende Jahr fortführen. Der Krieg werde "noch viele Monate dauern", sagte Armeechef Herzi Halevi in der Nacht zum Mittwoch. Unterdessen setzte die israelische Armee ihre Angriffe insbesondere im Süden des Gazastreifens fort. US-Präsident Joe Biden telefonierte mit dem Emir von Katar, um Möglichkeiten für eine Feuerpause zu erörtern.
Armeechef Halevi sagte zur weiteren Kriegsführung, bei der gründlichen Zerschlagung einer "Terrororganisation" gebe es keine "Zauberlösung und keine Abkürzung, außer hartnäckig und entschlossen im Kampf zu sein".
In der Nacht zum Mittwoch war Explosionsfeuer am Himmel über Chan Junis zu sehen, Augenzeugen sprachen von Kämpfen am Boden. Die größte Stadt im Süden des Gazastreifens ist ein Schwerpunkt der israelischen Angriffe, seit die Armee eigenen Angaben zufolge den Norden des Palästinensergebiets weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht hat.
Auch aus den Flüchtlingssiedlungen al-Maghasi und al-Bureidsch im Zentrum des Gazastreifens wurden massive Bombardements gemeldet. Im Norden kam es am Dienstagmorgen zu heftigen Kämpfen im Viertel Scheich Radwan der Stadt Gaza sowie in Dschabalia. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zuvor eine "Intensivierung" der Angriffe angekündigt.
Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, traf derweil den israelischen Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer. Bei dem Gespräch sei es unter anderem um einen "Übergang zu einer anderen Phase des Krieges" gegangen, um "den Fokus auf wichtige Hamas-Ziele zu maximieren", sagte ein Vertreter des Weißen Hauses im Anschluss. Der Schaden für Zivilisten müsse minimiert und die humanitäre Lage im Gazastreifen verbessert werden.
In der Nacht auf Mittwoch sprachen der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, und US-Präsident Biden miteinander. Dabei ging es nach Angaben des katarischen Außenministeriums um Wege, einen "dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen". Unter der Vermittlung Katars war Ende November eine mehrtägige Feuerpause vereinbart worden, in deren Verlauf 105 in der Gewalt der Hamas befindliche Geiseln gegen 240 palästinensische Häftlinge ausgetauscht wurden.
Der Gaza-Krieg hatte am 7. Oktober mit einem beispiellosen Überfall der Hamas auf Israel begonnen. Hunderte Hamas-Kämpfer hatten dabei Gräueltaten begangen, nach israelischen Angaben wurden etwa 1140 Menschen getötet und 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 129 Geiseln befinden sich demnach noch immer in dem Palästinensergebiet.
Als Reaktion auf die Hamas-Attacke greift Israel seither Ziele im Gazastreifen an. Dabei wurden nach jüngsten Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 21.110 Menschen getötet. Das Ministerium sprach am Dienstag von 195 Toten innerhalb von 24 Stunden.
P.Sinclair--TNT