Bayerns Innenminister Herrmann sieht wachsende Terrorgefahr
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnt mit Blick auf den Krieg im Gazastreifen vor einer wachsenden Terrorgefahr. "Je länger dieser Konflikt dauert, desto größer ist die Emotionalisierung und damit die Gefahr, dass jemand auf dumme Gedanken kommt", sagte Herrmann der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwochausgabe). Am Dienstag war nach Hinweisen auf mögliche Anschlagspläne auf den Kölner Dom ein Mann in Gewahrsam genommen worden.
Zu dem 30 Jahre alten Tadschiken lägen "staatsschutzrelevante Erkenntnisse" vor, teilte die Polizei in der Domstadt dazu mit. Das Amtsgericht Oberhausen bestätigte demnach die Anordnung der Ingewahrsamnahme bis zum 7. Januar. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben unter Hochdruck. Am Mittwoch konnten noch keine neuen Erkenntnisse bekanntgegeben werden.
Am Samstag hatten Beamte den Dom nach einem "Gefahrenhinweis" mit Spürhunden durchsucht. Sprengstoff wurde dabei nicht gefunden, dennoch wurden strenge Sicherheitsmaßnahmen für das Gotteshaus verhängt, die vorläufig weiter gelten sollen.
Menschen könnten die Kathedrale für liturgische Zwecke wie Messen und Beichten besuchen, teilten Polizei und Domverwaltung am Dienstag mit. Sie müssten sich aber davor von der Polizei durchsuchen lassen. Für touristische Besuche etwa der Schatzkammer oder des Aussichtsturms bleibt das Gotteshaus den Angaben zufolge aber aus Sicherheitsgründen weiter gesperrt
Medien hatten in den vergangenen Tagen von möglichen islamistischen Anschlagsplänen berichtet. Demnach führt die Spur zu einem Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). An Heiligabend durchsuchten Spezialeinheiten eine Wohnung im nordrhein-westfälischen Wesel und nahmen fünf Männer vorläufig fest. Alle bis auf den 30-Jährigen kamen wieder auf freien Fuß. Die Polizei schöpfe "alle rechtlichen Möglichkeiten aus, um die Menschen, den Dom und die bevorstehenden Silvesterfeierlichkeiten zu schützen", erklärte Kripochef Michael Esser.
Das Bundesinnenministerium in Berlin verwies am Sonntag nach den Vorgängen in Köln generell auf "eine erhöhte Bedrohungslage im Bereich des islamistischen Terrorismus". Diese werde "sehr ernst" genommen, "insbesondere auch seit den terroristischen Angriffen der Hamas auf Israel, dem Gaza-Krieg und dessen Auswirkungen", sagte ein Sprecher. Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern handelten deshalb "mit größter Wachsamkeit".
Herrmann sagte der "Augsburger Allgemeinen", es gebe keine konkreten Hinweise auf Anschlagspläne in Bayern. "Aber potenziell ist es nicht auszuschließen", fügte er an. "Polizei und Verfassungsschutz sind deshalb höchst wachsam und stehen in einem engen Kontakt mit ihren Kollegen in den anderen Ländern und im Bund."
W.Phillips--TNT