Nach Urteil wegen Verleumdung: Trump-Vertrauter Giuliani meldet Insolvenz an
Der frühere Privatanwalt von Ex-US-Präsident Donald Trump, Rudy Giuliani, hat sich knapp eine Woche nach seiner Verurteilung zu Millionenzahlungen wegen Verleumdung für bankrott erklärt. Der frühere New Yorker Bürgermeister meldete am Donnerstag bei einem Gericht der Ostküstenmetropole Insolvenz an und beantragte Gläubigerschutz, wie aus dem von ihm eingereichten Dokument hervorgeht.
Darin listet er Verbindlichkeiten von bis zu 500 Millionen Dollar (455 Millionen Euro) und Vermögenswerte von einem bis zu zehn Millionen Dollar auf. Als größte seiner Schulden nennt Giuliani die rund 148 Millionen Dollar, zu deren Zahlung er vergangene Woche Freitag von der Jury eines Bundesgerichts in Washington verurteilt worden war.
Diese Summe muss er demnach an zwei frühere Wahlhelferinnen im US-Bundesstaat Georgia zahlen, gegen die er nach der Niederlage Trumps gegen den heutigen Präsidenten Joe Biden bei der Wahl im November 2020 schwere Vorwürfe erhoben hatte.
Der Ex-Bürgermeister hatte die beiden Frauen fälschlicherweise des Wahlbetrugs beschuldigt und weitere unbegründete Behauptungen über sie aufgestellt. Giuliani war nach Trumps Wahlniederlage eine zentrale Figur bei den Versuchen des abgewählten Amtsinhabers, den Wahlausgang mittels haltloser Betrugsvorwürfe zu kippen und sich damit im Amt zu halten.
Inzwischen ist der 79-jährige Giuliani in eine ganze Reihe juristischer Probleme verwickelt. So wurde er zusammen mit Trump in einem Strafverfahren in Atlanta in Georgia wegen des Vorwurfs der Wahlmanipulation angeklagt. In New York und Washington wurde wegen seiner Falschbehauptungen zur Wahl Giulianis Anwaltslizenz suspendiert.
In seinem Antrag beim New Yorker Insolvenzgericht listet Giuliani auch hohe Schulden bei Steuerbehörden und bei seinen früheren Anwälten und Buchhaltern auf. Demnach schuldet er auch "unbekannte" Summen dem Präsidentensohn Hunter Biden und den Wahlmaschinenherstellern Dominion and Smartmatic.
Gegen Giuliani laufen Klagen dieser beiden Firmen sowie von Hunter Biden. Der Präsidentensohn beschuldigt Giuliani, dieser habe auf persönliche Daten auf seinem Computer zugegriffen.
In früheren Zeiten war Giuliani über die Parteigrenzen hinweg hoch angesehen. Wegen seiner besonnenen Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York wurde das damalige Stadtoberhaupt von der Talk-Queen Oprah Winfrey als "Amerikas Bürgermeister" geadelt. Später wurde Giuliani dann zum loyalen und oft aggressiven Wegbegleiter Trumps - für die Trump-Gegnerschaft ist er seither eine Reizfigur.
W.Baxter--TNT