The National Times - Kein Ende der Kämpfe im Gazakrieg in Sicht

Kein Ende der Kämpfe im Gazakrieg in Sicht


Kein Ende der Kämpfe im Gazakrieg in Sicht
Kein Ende der Kämpfe im Gazakrieg in Sicht / Foto: © AFP

Im Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist ein Ende der Kämpfe vorerst nicht absehbar. Am Donnerstag wurden etwa 30 Raketen auf den Süden Israels und die Küstenstadt Tel Aviv abgefeuert. Israel hatte zuvor nach UN-Angaben die Räumung von rund einem Fünftel des Gebiets der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens angeordnet, die Hamas meldete zudem den Beschuss des Grenzübergangs Kerem Schalom durch Israel. Unterdessen liefen Gespräche über eine mögliche Feuerpause weiter.

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Nach zwei Tagen Pause wurde Israel erneut vom Gazastreifen aus mit Raketen beschossen. In mehreren Orten im israelischen Süden sowie in Tel Aviv ertönte Luftalarm. Der militärische Arm der Hamas verkündete, das "Raketenfeuer" in Richtung Tel Aviv "in Antwort auf die israelischen Massaker gegen Zivilisten" gestartet zu haben. Nach dem Abfangen der Raketen durch die israelische Luftabwehr meldete die Polizei herabfallende Trümmerteile, aber keine Opfer.

Indes erklärte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha), Israel habe am Mittwoch Karten veröffentlicht, in denen rund 20 Prozent des Stadtgebiets von Chan Junis neu als zu evakuierendes Gebiet ausgezeichnet würden. In dem Gebiet lebten vor Beginn der Kämpfe zwischen Israel und der Hamas mehr als 110.000 Menschen. Außerdem befinden sich dort nach UN-Angaben 32 Notunterkünfte mit mehr als 140.000 Binnenflüchtlingen, die meisten von ihnen aus dem Norden des Gazastreifens.

Die israelischen Streitkräfte hatten bereits am Mittwoch eigene Angriffe gegen "dutzende Terroristen und Terroristen-Infrastruktur" in Chan Junis gemeldet. Die Armee hatte am Montag angekündigt, ihre Angriffe auf Ziele in der größten Stadt des südlichen Gazastreifens zu verstärken.

Am Donnerstag wurden zudem laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium im Gazastreifen vier Menschen beim Beschuss des Grenzübergangs Kerem Schalom zwischen Israel und dem Gazastreifen getötet. Unter ihnen sei der Leiter des Übergangs, hieß es in einer Mitteilung.

Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte forderte indes eine Untersuchung zu Berichten über die Tötung von "11 unbewaffneten Palästinensern" in der Stadt Gaza. Die Männer waren bei einem Einsatz der israelischen Armee in einem Wohngebäude getötet worden, in dem sich mehrere Familien befanden. Die Menschenrechtsorganisation EuroMed verbreitete Augenzeugenberichte, denen zufolge die Männer von Frauen und Kindern getrennt und dann vor den Augen ihrer Angehörigen erschossen wurden.

Ein Vertreter Israels wies die Anschuldigungen zurück als "weiteres Beispiel für die parteiische und voreingenommene Haltung der UNO gegenüber Israel".

Der Gazakrieg war von einem beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden rund 1140 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, inzwischen mindestens 20.000 Menschen getötet.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte die Auslöschung der Hamas zum Ziel. Armeesprecher Daniel Hagari gab am Donnerstag an, die israelischen Streitkräfte hätten seit dem 1. Dezember mehr als 2000 palästinensische Kämpfer im Gazastreifen getötet.

Dieses Ziel sei zum Scheitern verurteilt, sagte nun ein Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas, der Essedine al-Kassam-Brigaden. In einer Tonaufnahme sagte er zudem, dass jede weitere Freilassung von Geiseln von einer "Einstellung der Feindseligkeiten" abhänge.

Israel bekommt indes zunehmend den Druck seiner Verbündeten zu spüren, Zivilisten besser zu schützen. 1,9 von 2,4 Millionen Bewohnern des Gazastreifens mussten nach UN-Schätzung aus ihren Häusern fliehen. Es mangelt ihnen an Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und medizinischen Vorräten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte am Donnerstag, dass es keine funktionstüchtigen Krankenhäuser mehr im Norden des Gazastreifens gebe.

Politiker forderten mehr Hilfslieferungen für den Gazastreifen. "Alles was getan werden kann, muss getan werden, um Hilfe in den Gazastreifen zu bekommen, um Menschen in der verzweifelten Situation, in der sie sich befinden, zu helfen", sagte der britische Außenminister David Cameron bei einem Besuch in Ägypten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beriet am Donnerstag nach Angaben des Elysée-Palasts in Jordanien mit König Abdullah II. über die Zusammenarbeit bei humanitärer und medizinischer Hilfe für die Zivilbevölkung im Gazastreifen.

Derweil wollte der UN-Sicherheitsrat in New York am Donnerstag erneut versuchen, sich auf eine Resolution mit einer Forderung nach einer Feuerpause zu verständigen. In den vergangenen Tage angestrebte Abstimmungen über einen Resolutionstext waren immer wieder verschoben worden. Mit den Beratungen soll erreicht werden, dass die USA - einer der wichtigsten Verbündeten Israels - die geplante Resolution nicht mit einem Veto blockieren.

A.Wood--TNT

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