The National Times - Gaza-Krieg: Israel ordnet laut UNO Räumung eines Fünftels von Chan Junis an

Gaza-Krieg: Israel ordnet laut UNO Räumung eines Fünftels von Chan Junis an


Gaza-Krieg: Israel ordnet laut UNO Räumung eines Fünftels von Chan Junis an
Gaza-Krieg: Israel ordnet laut UNO Räumung eines Fünftels von Chan Junis an / Foto: © AFP

Im Krieg zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zeichnet sich vorerst kein Ende der Kämpfe ab. Israel ordnete nach Angaben der Vereinten Nationen die Räumung von rund einem Fünftel des Gebiets der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens an, die Hamas meldete zudem den Beschuss des Grenzübergangs Kerem Schalom durch Israel. Unterdessen liefen Gespräche über eine mögliche Feuerpause weiter, auch der UN-Sicherheitsrat wollte erneut über den Krieg in Nahost beraten.

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Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) erklärte, Israel habe am Mittwoch Karten veröffentlicht, in denen rund 20 Prozent des Stadtgebiets von Chan Junis neu als zu evakuierendes Gebiet ausgezeichnet würden. In dem Gebiet lebten vor Beginn der Kämpfe zwischen Israel und der Hamas mehr als 110.000 Menschen. Außerdem befinden sich dort nach UN-Angaben 32 Notunterkünfte mit mehr als 140.000 Binnenflüchtlingen, die meisten von ihnen aus dem Norden des Gazastreifens.

Die israelischen Streitkräfte hatten bereits am Mittwoch eigene Angriffe gegen "dutzende Terroristen und Terroristen-Infrastruktur" in Chan Junis gemeldet. Die Armee hatte am Montag angekündigt, ihre Angriffe auf Ziele in der größten Stadt des südlichen Gazastreifens zu verstärken.

Am Donnerstag wurden laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium im Gazastreifen vier Menschen beim Beschuss des Grenzübergangs Kerem Schalom zwischen Israel und dem Gazastreifen getötet. Unter ihnen sei der Leiter des Übergangs, hieß es in einer Mitteilung.

Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte forderte indes eine Untersuchung zu Berichten über die Tötung von "11 unbewaffneten Palästinensern" in der Stadt Gaza. Die Männer waren bei einem Einsatz der israelischen Armee in einem Wohngebäude getötet worden, in dem sich mehrere Familien befanden. Die Menschenrechtsorganisation EuroMed verbreitete Augenzeugenberichte, denen zufolge die Männer von Frauen und Kindern getrennt und dann vor den Augen ihrer Angehörigen erschossen wurden. Israelische Behörden äußerten sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.

Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden rund 1140 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, inzwischen mindestens 20.000 Menschen getötet.

Unterdessen wurden erneut auch Kämpfe an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon gemeldet. Beim Beschuss des Ortes Marun al-Ras durch israelische Artillerie-Geschosse sei eine über 80 Jahre alte Frau getötet und ihr Ehemann verletzt worden, berichtete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA am Donnerstag. Rettungskräfte bestätigten der Nachrichtenagentur AFP den Tod der über 80 Jahre alten Frau.

Hamas-Chef Ismail Hanija führte am Mittwoch in Ägypten Gespräche über eine mögliche Feuerpause und einen neuen Gefangenenaustausch. Der britische Sender BBC und die US-Zeitung "Wall Street Journal" berichteten unter Berufung auf informierte Kreise, die Gespräche hätten zu keinem Ergebnis geführt, sollten aber fortgesetzt werden.

Ein Hamas-Funktionär erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, Voraussetzung für "ernsthafte Gespräche" seien eine "vollständige Waffenruhe" sowie ein vollständiger Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.

Derweil führt Israel Gespräche mit Katar und den USA, um zu einer möglichen Feuerpause mit weiteren Geisel-Freilassungen zu gelangen. Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte aber Anfang der Woche erklärt, es werde keinen Waffenstillstand vor einer "Eliminierung der Hamas" geben. US-Präsident Joe Biden sagte, die USA drängten weiter zu einem Abkommen zur Geisel-Freilassung.

Derweil wollte der UN-Sicherheitsrat in New York am Donnerstag erneut versuchen, sich auf eine Resolution mit einer Forderung nach einer Feuerpause zu verständigen. In den vergangenen Tage angestrebte Abstimmungen über einen Resolutionstext waren immer wieder verschoben worden. Mit den Beratungen soll erreicht werden, dass die USA - einer der wichtigsten Verbündeten Israels - die geplante Resolution nicht mit einem Veto blockieren.

S.Collins--TNT

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