The National Times - "In den Abgrund geschaut": Baerbock gedenkt in Ruanda der Opfer des Völkermords

"In den Abgrund geschaut": Baerbock gedenkt in Ruanda der Opfer des Völkermords


"In den Abgrund geschaut": Baerbock gedenkt in Ruanda der Opfer des Völkermords
"In den Abgrund geschaut": Baerbock gedenkt in Ruanda der Opfer des Völkermords / Foto: © AFP/Archiv

Bei ihrem Besuch in Ruanda hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) der Opfer des Völkermords gedacht, der sich im kommenden Jahr zum 30. Mal jährt. An der nationalen Genozid-Gedenkstätte in der Hauptstadt Kigali legte die Ministerin am Montag einen Kranz nieder. "1994 hat die Menschheit angesichts des Völkermords gegen die Tutsi in den Abgrund geschaut", sagte Baerbock. "Das gemeinsame Gedenken der ganzen Welt ist heute immerwährender Auftrag, dies nie wieder zuzulassen."

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Der Genozid sei für Ruanda eine "unvorstellbar schmerzhafte Zäsur" gewesen, sagte Baerbock in Kigali. Umso beeindruckender sei der wirtschaftliche Aufstieg des Landes in den vergangenen Jahren. Ruanda sei inzwischen "in vielen Bereichen Entwicklungsmodell für einen ganzen Kontinent". Die Ministerin verwies auf das "starke Wirtschaftswachstum", die Vorreiterrolle Ruandas beim Klima- und Umweltschutz sowie bei der gesellschaftlichen Teilhabe von Frauen.

Bei dem Völkermord waren von April 1994 an binnen vier Monaten mehr als 800.000 Menschen brutal getötet worden, manche Schätzungen sprechen von bis zu 1,2 Millionen Opfern. Der Genozid hinterließ eine traumatisierte Gesellschaft und zerstörte weitgehend die Infrastruktur des kleinen Landes.

Die Gedenkstätte in der Hauptstadt Kigali befindet sich am Ort von Massengräbern; allein in ihnen befinden sich die sterblichen Überreste von rund 250.000 Opfern. Ruandas Regierung hat sich seit vielen Jahren der juristischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung des Genozids verschrieben.

Dem ruandischen Genozid waren jahrzehntelange Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit vorangegangen. Seine Opfer waren vor allem Tutsis, aber auch moderate Hutus. Nach gut hundert Tagen gelang es der Tutsi-Rebellenarmee "Ruandische Patriotische Front" unter Paul Kagame, das Land unter Kontrolle zu bringen.

Kagame regiert Ruanda seit 2000 als Präsident. Sein Regierungsstil ist autoritär, Ruanda steht international in der Kritik wegen mangelnder Pressefreiheit, Unterdrückung der Opposition und Manipulation von Wahlen. Allerdings verfolgt die Regierung Kagame eine ambitionierte Entwicklungs-Agenda.

Inzwischen hat sich das 13-Millionen-Land zu einem regionalen Vorbild in Wirtschaftswachstum, Umweltschutz und Informationstechnologie entwickelt. Bei der Umsetzung der Pariser Klimaschutzabkommens in Afrika nimmt Ruanda eine Vorreiterrolle ein. Die Hauptstadt Kigali gilt als einer der wichtigsten Standorte für Start-Ups der Digitalwirtschaft.

In den vergangenen Jahren wuchs Ruandas Bedeutung als internationaler Produktionsstandort. Am Montagnachmittag wollte der deutsche Pharma-Konzern Biontech in Ruanda eine Produktionsanlage für mRNA-Impfstoffe einweihen. Bereits seit 2018 lässt Volkswagen in Ruanda Autos zusammenbauen. Trotz starkem Wirtschaftswachstum und Entwicklungserfolgen leben allerdings weiterhin mehr als 50 Prozent der Ruanderinnen und Ruander in Armut.

S.Mitchell--TNT

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