Angehörige der Geiseln: Israel soll "jetzt" Plan für Verhandlungen vorlegen
Die Angehörigen der weiter im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln der Hamas haben die israelische Regierung aufgefordert, umgehend einen Plan für Verhandlungen über die Freilassung vorzulegen. "Wir nehmen wieder und wieder tote Geiseln in Empfang", sagte Noam Perry, deren Vater Haim Perry sich noch in der Händen der radikalislamischen Hamas befindet.
"Unsere Forderung ist kein Kampf (mit der Regierung), es ist ein Aufruf, den jeder starten würde, wenn es der eigene Vater wäre. Berücksichtigt uns und legt jetzt einen Plan (für Verhandlungen) vor", sagte Perry bei einer Veranstaltung des Forums für Geiseln und vermisste Familien in Tel Aviv am Samstag.
In Israel hat die versehentliche Tötung dreier Geiseln durch israelische Soldaten Trauer und Proteste ausgelöst. Die Männer waren während Kämpfen in Schudschaija im Norden des Gazastreifens erschossen worden. Erste Untersuchungen ergaben, dass die Männer mit einer behelfsmäßigen weißen Fahne auf die Soldaten zugegangen waren, was von letzteren aber als Bedrohung wahrgenommen wurde.
Kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls versammelten sich vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv hunderte Menschen, die ein rasches neues Abkommen mit der Hamas zur Freilassung der verbliebenen Geiseln forderten. Nach jüngsten israelischen Angaben befinden sich noch immer 129 Geiseln in der Gewalt der radikalislamischen Palästinenserorganisation.
"Wir fühlen uns wie beim russischen Roulette", sagte Ruby Chen, Vater einer 19-jährigen Geisel am Samstag. "Sie haben uns erklärt, dass die Bodenoffensive die Entführten zurückbringen würde", sagte Chen. Seitdem seien zwar Geiseln zurückgekehrt, "aber nicht lebendig", kritisierte er.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert bereits zehn Wochen an. Hunderte Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas waren am 7. Oktober in israelische Orte eingedrungen und hatten dort beispiellose Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden mehr als 1130 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang rund 18.800 Menschen getötet.
G.Waters--TNT