The National Times - Israelische Soldaten erschießen versehentlich drei von Hamas verschleppte Geiseln

Israelische Soldaten erschießen versehentlich drei von Hamas verschleppte Geiseln


Israelische Soldaten erschießen versehentlich drei von Hamas verschleppte Geiseln
Israelische Soldaten erschießen versehentlich drei von Hamas verschleppte Geiseln / Foto: © AFP

Bei der Militäroffensive im Gazastreifen haben israelische Soldaten versehentlich drei von der radikalislamischen Hamas verschleppte Geiseln getötet. Die Soldaten hätten die Geiseln während Kämpfen in Schudschaija im Norden des Palästinensergebietes "versehentlich als Bedrohung identifiziert", sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Freitagabend im Fernsehen. "Daraufhin schossen die Soldaten auf sie, und sie wurden getötet." Unterdessen öffnete Israel den Grenzübergang Kerem Schalom für Hilfslieferungen in den Gazastreifen.

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Die Leichen der von den israelischen Soldaten getöteten Geiseln wurden nach Armeeangaben nach Israel gebracht. Die Armee identifizierte zwei der versehentlich Getöteten als den 28-jährige Heavy-Metal-Schlagzeuger Jotam Haim und den 25-jährigen Beduinen Samer El-Talalka aus dem Kibbuz Nir Am. Der Name der dritten getöteten Geisel werde auf Wunsch der Angehörigen nicht veröffentlicht.

Die Armee äußerte "tiefstes Bedauern über den tragischen Vorfall". Dieser werde untersucht, "sofortige Lehren" seien daraus gezogen und an alle israelischen Einheiten übermittelt worden. Hagari versprach eine "transparente Untersuchung".

Die Hamas hatte bei ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober, der den Krieg auslöste, rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas waren in israelische Städte und Dörfer eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden mehr als 1130 Menschen getötet.

Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 18.780 Menschen getötet.

Auch hat Israel das Palästinensergebiet weitgehend von der Versorgung mit Treibstoff und Hilfslieferungen abgeriegelt. Nur über den Grenzübergang Rafah gelang in den vergangenen Wochen von Ägypten aus dringend benötigte humanitäre Hilfe in den Gazastreifen. Am Freitag beschloss das israelische Regierungskabinett, Lkw mit humanitärer Hilfe "vorübergehend" auch über den Übergang Kerem Schalom in das Küstengebiet fahren zu lassen.

Der Nationale Sicherheitsberater der US-Regierung, Jake Sullivan, sprach von einem "bedeutenden Schritt". Ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO begrüßte den Schritt als "sehr gute Nachricht". Es müsse nun dafür gesorgt werden, dass die Lkw mit Hilfslieferungen alle Teile des Gazastreifens erreichen könnten, nicht nur den im Vergleich zum Norden weniger von Kämpfen betroffenen Süden.

Derweil gingen die Kämpfe in dem Palästinensergebiet weiter. Die Hamas gab an, in Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets ein Haus mit israelischen Soldaten gesprengt zu haben. In derselben Stadt wurden nach Angaben des katarischen TV-Senders Al-Dschasira ein Journalist des Senders getötet sowie ein weiterer verletzt.

Die USA, einer der wichtigsten Verbündeten Israels, wiesen derweil eine langfristige Besetzung des Gazastreifens durch Israel zurück. Dies sei weder "richtig" noch "sinnvoll" für Israel, sagte der Nationale Sicherheitsberater Sullivan bei einem Besuch in Jerusalem.

Die USA und Israel seien sich einig, dass der Krieg noch Monate andauern werde, fuhr Sullivan fort. Es gebe jedoch "intensive Diskussionen" über die künftigen Phasen des Konflikts und die Folgen. Es werde "einen Übergang zu einer anderen Phase dieses Krieges geben", die sich auf "präzisere Weise" auf die Hamas-Führung und "auf geheimdienstgesteuerte Einsätze" gegen die militante Gruppe konzentriere, sagte Sullivan.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) appellierte derweil an die arabischen Länder, die Hamas zum Niederlegen ihrer Waffen aufzufordern. Der Terror gegen Israel "geht von Seiten der Hamas tagtäglich weiter", sagte Baerbock. Die arabischen Länder müssten "Hamas klar auffordern, ihre Waffen niederzulegen, damit Israel nicht gezwungen ist, sich weiterhin so massiv selbst zu verteidigen".

In Brüssel konnten sich die EU-Staats- und Regierungschef indes nicht auf eine gemeinsame Erklärung zum Nahostkonflikt einigen. Wegen der Forderung einer Gruppe von Ländern, sich kritischer gegenüber Israel zu positionieren, sei eine gemeinsame Positionierung beim EU-Gipfel nicht möglich gewesen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Diplomatenkreisen. Irland, Belgien, Spanien und Malta hatten sich dafür eingesetzt, eine Waffenruhe im Gazastreifen zu fordern.

Mehrere westliche Staaten riefen Israel unterdessen dazu auf, konsequent gegen die Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser im Westjordanland vorzugehen.

A.Wood--TNT

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