Deutsches Containerschiff im Roten Meer angegriffen
Im Roten Meer ist am Freitag ein Containerschiff der deutschen Reederei Hapag-Lloyd angegriffen worden. "Es hat einen Anschlag auf eines unserer Schiffe gegeben", sagte ein Sprecher der Reederei der Nachrichtenagentur AFP. Ein Beamter des US-Verteidigungsministeriums sagte, der Frachter sei aus einem von der mit dem Iran verbündeten Huthi-Miliz kontrollierten Gebiet im Jemen beschossen worden. Die Angriffe im Roten Meer bedrohten die internationale Seeschifffahrt, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne).
Auch die britische Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO) bestätigte einen Angriff. Er ereignete sich - wie mehrere frühere Attacken der Huthi-Rebellen - nahe der Meeresenge Bab al-Mandeb zwischen dem Jemen und dem afrikanischen Dschibuti.
Nach Angaben der maritimen Sicherheitsfirma Ambrey brach nach dem Angriff nördlich der Hafenstadt Motscha ein Brand auf dem Schiff aus. Ein Container sei ins Meer gefallen, die Schäden seien per Funk gemeldet worden.
Der Hapag-Lloyd-Sprecher bestätigte die Angaben zu dem Container gegenüber AFP nicht. Der Sprecher sagte, das Schiff habe sich auf dem Weg vom griechischen Hafen Piräus nach Singapur befunden. Es habe bei dem Angriff keine Verletzten gegeben, das Schiff fahre nun weiter in Richtung seines Zielorts.
Nach Angaben des Nationalen Sicherheitsberaters der USA, Jake Sullivan, handelt es sich bei dem unter liberianischer Flagge fahrenden Containerschiff um die 370 Meter lange und 2016 fertiggestellte "Al-Jasrah". Sullivan machte den Iran für die Angriffe verantwortlich. "Die Huthis betätigten den Auslöser, die Waffe bekommen sie vom Iran", sagte er während eines Besuchs in Tel Aviv.
Die vom Iran unterstützten Rebellen sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten "Achse des Widerstands". Hapag-Lloyd hat Büros in den israelischen Häfen Aschdod, Tel Aviv und Haifa.
"Die Angriffe der Huthis auf zivile Handelsschiffe im Roten Meer müssen sofort aufhören", forderte indes Bundesaußenministerin Baerbock in Berlin. Sie verurteilte die Attacken auf Schiffe "aufs Schärfste" und sagte, diese "bedrohen die internationale Seeschifffahrt und die Freiheit von Handelsrouten".
Bei einer pro-palästinensischen Demonstration am Freitag in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa erklärten die Rebellen unterdessen, noch zwei weitere Schiffe in der Gegend angegriffen zu haben. Die "Containerschiffe MSC Palatium und MSC Alanya" seien auf dem Weg in Richtung Israel "von zwei Seeraketen ins Visier genommen" worden, sagte Huthi-Militärsprecher Jahja Saree im Fernsehsender der Rebellen.
Seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas hat die Huthi-Miliz im Jemen schon mehrfach Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert und Schiffe im Roten Meer angegriffen. Am Donnerstag hatten die schiitischen Islamisten erklärt, einen "Militäreinsatz" gegen ein weiteres Containerschiff, die "Maersk Gibraltar" ausgeführt zu haben.
In Reaktion erklärte die Reederei Maersk am Freitag, ihre Schiffe vorerst nicht mehr auf der Strecke fahren zu lassen. Das Unternehmen habe alle Maersk-Schiffe, die durch die Meerenge Bab-el-Mandeb hätten fahren sollen, angewiesen, "ihre Fahrt bis auf weiteres zu unterbrechen", hieß es.
US-Sicherheitsberater Sullivan bekräftigte indes den Willen seines Landes, die Sicherheitsmaßnahmen für die Schifffahrt in der Region stärken. Britische, französische und US-Schiffe patrouillieren derzeit in der Region und haben bereits mehrere Raketen abgefangen. Die US-Regierung habe "vor einigen Tagen" angefragt, ob die Bundesmarine zu einem Unterstützungseinsatz im Roten Meer in der Lage wäre, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums. Die Anfrage werde innerhalb der Bundesregierung geprüft.
Die Meerenge Bab al-Mandeb verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden - und somit mit dem Indischen Ozean. Rund 40 Prozent der weltweiten internationalen Warentransporte durchläuft die Region.
H.Davies--TNT