The National Times - Israel setzt Militäroffensive im Gazastreifen trotz Rufen nach Zurückhaltung fort

Israel setzt Militäroffensive im Gazastreifen trotz Rufen nach Zurückhaltung fort


Israel setzt Militäroffensive im Gazastreifen trotz Rufen nach Zurückhaltung fort
Israel setzt Militäroffensive im Gazastreifen trotz Rufen nach Zurückhaltung fort / Foto: © AFP

Trotz lauter werdender internationaler Rufe nach Zurückhaltung hat Israel seine Militäroffensive im Gazastreifen am Freitag fortgesetzt. Im Norden des Gazastreifens stiegen Rauchwolken auf, in Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets gab es nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums "Dutzende Getötete und Verletzte". Die USA, einer der wichtigsten Verbündeten Israels, wiesen derweil eine langfristige Besetzung des Gazastreifens durch Israel als unangemessen zurück.

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Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte, Truppen seien am Donnerstagabend in Kämpfe mit Militanten in zwei Distrikten der Stadt Gaza verwickelt gewesen. Es werde in den kommenden Tagen "noch mehr harte Schlachten" geben.

Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden seit Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen 117 israelische Soldaten getötet. Die Armee erklärte zudem am Freitagmorgen, die Leichen von drei Geiseln im Gazastreifen geborgen zu haben. Unterdessen konnten die am Donnerstag unterbrochenen Mobilfunk- und Internetverbindungen im Gazastreifen am Freitag noch nicht wiederhergestellt werden. Der Betreiber Paltel machte dafür die Unterbrechung der wichtigsten Glasfaserverbindungen von israelischer Seite aus verantwortlich.

Derweil plädierte der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, bei einem Besuch in Israel dafür, die Kontrolle über den Gazastreifen nach dem Ende des Krieges wieder an die Palästinenser zurückzugeben. "Wir glauben nicht, dass es sinnvoll für Israel ist, oder richtig ist für Israel, Gaza zu besetzen, Gaza langfristig wieder zu besetzen", sagte Sullivan.

Letztendlich müsse die Kontrolle über den Gazastreifen, seine Verwaltung und die Sicherheit in dem Küstengebiet "an die Palästinenser übergehen". Die israelische Regierung habe selbst deutlich gemacht, nicht die Absicht zu haben, den Gazastreifen langfristig zu besetzen.

Die USA und Israel seien sich einig, dass der Krieg noch Monate andauern werde, fuhr Sullivan fort. Es gebe jedoch "intensive Diskussionen" über die künftigen Phasen des Konflikts und die Folgen. "Es wird einen Übergang zu einer anderen Phase dieses Krieges geben", sagte Sullivan. Dies sei eine, "die sich auf präzisere Weise" auf die Hamas-Führung und "auf geheimdienstgesteuerte Operationen" gegen die militante Gruppe fokussiere. Einen Zeitrahmen nannte er nicht.

Sullivan, der am Freitag nach Ramallah im Westjordanland weiterreiste, hatte am Donnerstag in Tel Aviv Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Gallant getroffen. Gallant sagte dabei, der Krieg gegen die Hamas werde "mehr als einige Monate" dauern. "Die Hamas ist eine Terrororganisation, die sich über ein Jahrzehnt hinweg aufgebaut hat, um Israel zu bekämpfen." Letzten Endes werde Israel jedoch gewinnen und die Hamas vernichten.

Zuletzt ist der Druck auf Israel gewachsen, beim Vorgehen im Gazastreifen mehr Rücksicht auf Zivilisten zu nehmen. "Ich möchte, dass sie sich darauf fokussieren, wie Leben von Zivilisten gerettet werden", sagte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag. Israel solle "nicht aufhören", gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas vorzugehen, "aber vorsichtiger sein".

Netanjahu hatte erklärt, "bis zum Sieg" weiterzukämpfen. Auch sein Außenminister Eli Cohen kündigte an, dass Israel den Krieg "mit oder ohne internationale Unterstützung" fortsetzen werde.

Die EU-Staats- und Regierungschef konnten sich nicht auf eine gemeinsame Erklärung zum Nahostkonflikt einigen. Wegen der Forderung einer Gruppe von Ländern, sich kritischer gegenüber Israel zu positionieren, sei eine gemeinsame Positionierung beim EU-Gipfel am Freitag in Brüssel nicht möglich gewesen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Diplomatenkreisen. Irland, Belgien, Spanien und Malta hatten sich dafür eingesetzt, eine Waffenruhe im Gazastreifen zu fordern.

Mehrere westliche Staaten riefen Israel indes zu einem Ende der Siedlergewalt gegen Palästinenser auf. Israel müsse "konkrete Maßnahmen ergreifen, um die beispiellose Gewalt israelischer Siedler im besetzten Westjordanland zu stoppen", hieß es in einer in Paris veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Deutschland und die USA waren jedoch nicht unter den Unterzeichnern.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas war am 7. Oktober durch den beispiellosen Überfall der islamistischen Palästinenserorganisation auf Israel ausgelöst worden. Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas waren in israelische Städte und Dörfer eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen getötet und rund 240 Menschen als Geiseln verschleppt.

Als Reaktion begann die israelische Armee Ziele im Gazastreifen zu bombardieren und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 18.780 Menschen getötet.

F.Lim--TNT

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