Putin "hofft" auf Lösung für inhaftierte US-Bürger - Gershkovich-Haft bestätigt
Der russische Präsident Wladimir Putin "hofft" nach eigenen Worten auf eine Lösung für die Freilassung von zwei wegen Spionage-Vorwürfen in Russland inhaftierten US-Bürgern. Es gebe einen Dialog zu diesem Thema, aber dieser sei "nicht unkompliziert", sagte Putin am Donnerstag mit Blick auf den US-Journalisten Evan Gershkovich und den früheren Soldaten Paul Whelan. Derweil entschied ein Gericht in Moskau, dass Gershkovich vorerst weiter in Haft bleiben muss.
"Ich hoffe, das wir eine Lösung finden werden", sagte Putin bei seiner Jahresabschluss-Pressekonferenz. "Aber die US-Seite sollte uns auch anhören und eine Entscheidung treffen, die der Russischen Föderation entgegenkommt."
Ein Moskauer Gericht hatte kurz vor Putins Äußerungen einen Einspruch Gershkovichs gegen seine Haft zurückgewiesen. "Evan Gershkovich bleibt bis zum 30. Januar 2024 in Haft", erklärte das Gericht auf dem Online-Kanal Telegram.
Das Gericht bestätigte damit eine Entscheidung einer unteren Instanz, die Ende November die Haft des Reporters des "Wall Street Journal" bis Ende Januar verlängert hatte. Ein vom Gericht veröffentlichtes Video zeigte den 32-Jährigen, wie er während der Anhörung in einem dunklen Rollkragenpullover in einem gläsernen Angeklagten-Kasten steht.
Gershkovich war Ende März während einer Recherchereise im Ural festgenommen worden. Dem 32-Jährigen wird von der russischen Justiz unter anderem vorgeworfen, Informationen über die russische Rüstungsindustrie gesammelt zu haben. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Der Reporter, seine Familie, sein Arbeitgeber und die US-Behörden weisen die Spionage-Anschuldigungen zurück.
Die russische Justiz hat keine Belege für ihre Anschuldigungen veröffentlicht. Das juristische Verfahren gegen Gershkovich wurde als geheim eingestuft. Er ist der erste ausländische Journalist, der seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 in Russland wegen Spionageverdachts festgenommen wurde.
Die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy, forderte den Kreml am Donnerstag auf, Gershkovich freizulassen. Es sei "inakzeptabel, dass die russischen Behörden beschlossen haben, ihn als politische Schachfigur zu benutzen", erklärte sie.
Der 53-jährige Ex-US-Soldat Whelan war 2018 in Russland festgenommen worden und verbüßt eine 16-jährige Haftstrafe wegen des Vorwurfs der "Spionage". Er sitzt in einer Strafkolonie in Zentralrussland ein.
"Jetzt, da die Feiertage näherrücken, sind unsere Gedanken bei Evan Gershkovich und Paul Whelan, genauso wie bei ihren Familien, Freunden und Kollegen", erklärte Tracy. "Beide Männer verdienen es, zu Hause bei ihren Familien zu sein. Wie meine Regierung unzählige Male gesagt hat, sind die Anschuldigungen gegen Evan und Paul haltlos."
P.Murphy--TNT