The National Times - EU-Staaten bei systematischem Umgang mit Flüchtlingen weiterhin uneins

EU-Staaten bei systematischem Umgang mit Flüchtlingen weiterhin uneins


EU-Staaten bei systematischem Umgang mit Flüchtlingen weiterhin uneins
EU-Staaten bei systematischem Umgang mit Flüchtlingen weiterhin uneins

Beim Umgang mit Flüchtlingen in der EU herrscht unter den Mitgliedstaaten auch angesichts des Krieges in der Ukraine weiter Uneinigkeit. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson sah bei einem Treffen der Innenminister am Montag in Brüssel zwar "starke" Unterstützung für einen Kommissionsvorschlag für eine bessere Koordinierung. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) beklagte jedoch eine fehlende "Verbindlichkeit" bei der Verteilung von Schutzsuchenden auf die 27 EU-Länder.

Textgröße ändern:

Die EU-Kommission schlug vor, die freiwillige Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen in den 27 Mitgliedstaaten mit Hilfe eines "Index" zu unterstützen, der die aktuelle Belastung der einzelnen Staaten bewertet. Dafür herangezogen werden sollen die Zahl der bereits aufgenommene Ukraine-Flüchtlinge, die Zahl der Asylsuchenden aller Nationalitäten im vergangenen Jahr und die Einwohnerzahl des jeweiligen Landes.

Nach diesen Berechnungen am stärksten belastet ist nach Angaben der Kommission derzeit Polen, gefolgt von Österreich und Tschechien. Deutschland steht laut Bundesinnenministerin Faeser an achter Stelle.

"Ich finde diesen Index eigentlich gut", sagte Faeser nach dem Treffen in den ARD-"Tagesthemen". Aber sie habe im Voraus gefordert, dass dieser Index auch "verbindlich angewandt" wird.

Ein "verbindlich angewandter" Index käme allerdings einem festen Verteilungsschlüssel, einer Art "Quote" pro Mitgliedstaat gleich - und der Begriff "Quote" sollte bei dem Sondertreffen zum Ukraine-Krieg bewusst vermieden werden. "Wir arbeiten nicht an irgendwelchen Quoten oder irgendeiner Verteilung von Migranten", hatte Innenkommissarin Johansson vor dem Treffen angekündigt.

Seit der Flüchtlingskrise ab 2015 konnten sich die Mitgliedstaaten nicht auf einen festen Verteilschlüssel einigen. Besonders Länder wie Polen und Ungarn wehrten sich dagegen, während Länder wie Griechenland und Italien, in denen seit Jahren viele Flüchtlinge ankommen, auf eine entsprechende Reform der EU-Asylregeln drangen. Auch Länder wie Deutschland und die nordischen Länder sind daran interessiert, weil sie bislang einen Großteil der Flüchtlinge aufnahmen.

Schweden hat nun bereits klar gemacht, dass es nicht erneut zu einem der wichtigsten Aufnahmeländer für Kriegsflüchtlinge werden will. 2015 könne sich nicht wiederholen, sagte Ministerpräsidentin Magdalena Andersson nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin. Ihr Land könne nicht noch einmal überdurchschnittlich viele Flüchtlinge aufnehmen.

Auch Scholz pochte auf mehr "Solidarität" innerhalb der EU. Die Nachbarländer der Ukraine und besonders Polen hätten bislang viele Menschen aufgenommen. Und auch Deutschland sei "wie immer" dazu bereit. Aber im Geiste der auf EU-Ebene vereinbarten Solidarität müssten "auch andere Länder einen Anteil der Flüchtlinge mitaufnehmen".

Der nun von den Innenministern gebilligte Zehn-Punkte-Plan der EU-Kommission sieht neben der Einführung des besagten Indexes noch ein EU-weites Registriersystem für ukrainische Kriegsflüchtlinge vor. Anfang März hatten sich die EU-Innenministerinnen und -minister auf einen gemeinsamen Schutzstatus für Flüchtlinge aus der Ukraine geeinigt. Sie können damit auch ohne Asylantrag für bis zu drei Jahre in der EU bleiben.

Die Kommission schlug außerdem finanzielle Unterstützung von 17 Milliarden Euro für die am meisten betroffenen EU-Länder vor. Die Gelder sollen teilweise aus bisher ungenutzten Fonds aus dem vorherigen mehrjährigen Finanzrahmen der EU kommen.

Allein in Polen sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR bislang mindestens 2,3 Millionen Menschen aus der Ukraine angekommen. In Deutschland wurden nach Angaben des Bundesinnenministeriums bis Montag gut 272.000 Ukraine-Flüchtlinge registriert. Bislang arbeitet Deutschland eng mit Polen und Frankreich für eine Verteilung der ukrainischen Flüchtlinge zusammen. Nun sollen laut Faeser auch Spanien und andere Länder für eine koordinierte Weiterverteilung dazu kommen.

G.Morris--TNT

Empfohlen

US-Wahl: Harris wird 60 und macht Trumps Alter zum Wahlkampfthema

Zweieinhalb Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl hat Vizepräsidentin Kamala Harris erneut das Alter ihres Rivalen Donald Trump zum Thema gemacht und dessen Fitness für das Präsidentenamt in Zweifel gezogen. Harris, die am Sonntag ihren 60. Geburtstag feierte, sagte am Samstag, der 78-Jährige drücke sich "aus Erschöpfung" vor Debatten und sage Interviews ab. Trump ist seit dem Rückzug von Präsident Joe Biden aus dem Wahlkampf der älteste Präsidentschaftskandidat der US-Geschichte.

Brüssel oder Moskau: Moldau votiert in Präsidentschaftswahl über Kurs des Landes

Unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben die Menschen in der benachbarten Republik Moldau am Sonntag ihr künftiges Staatsoberhaupt gewählt. Favoritin war die amtierende Präsidentin Maia Sandu, die einen pro-westlichen Kurs fährt. Parallel zur Präsidentschaftswahl stimmen die Moldauer in einem Referendum über eine Verfassungsänderung zugunsten eines EU-Beitritts ab.

Neuer Linken-Chef: Bleiben Partei des Friedens und der Abrüstung

Der neue Linken-Chef Jan van Aken hat seine Partei aufgefordert, sich weiterhin für eine weltweite Abrüstung einzusetzen. "Wir sind und bleiben eine Partei des Friedens und der Abrüstung", sagte er am Sonntag beim Bundesparteitag in Halle an der Saale. Dies sei einer der Punkte, in dem sich die Partei einig sei. Als Beispiel nannte van Aken die Ablehnung des 100-Milliarden-Sondervermögens für die Bundeswehr durch die Linke.

Lauterbach: Ein paar Hundert Krankenhäuser werden schließen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält nach der Verabschiedung der umstrittenen Krankenhausreform eine Schließung von zahlreichen Krankenhäusern sowie eine geringere Anzahl von Krankenkassen für nötig. "Ein paar Hundert Häuser werden weg sein. Viele davon in westdeutschen Großstädten", sagte Lauterbach der "Bild am Sonntag" (BamS). "Für diese Krankenhäuser haben wir nicht den medizinischen Bedarf", erklärte er. Schon jetzt stehe jedes dritte Bett leer, außerdem gebe es zu wenig Personal.

Textgröße ändern: