The National Times - Ankara: Irans Präsident Raisi reist doch nicht in die Türkei

Ankara: Irans Präsident Raisi reist doch nicht in die Türkei


Ankara: Irans Präsident Raisi reist doch nicht in die Türkei
Ankara: Irans Präsident Raisi reist doch nicht in die Türkei / Foto: © TURKISH PRESIDENTIAL PRESS SERVICE/AFP

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi wird am Dienstag doch nicht wie zuvor angekündigt in die Türkei reisen. Dies teilte die türkische Präsidentschaft der Nachrichtenagentur AFP mit. Demnach hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag mit Raisi telefoniert. Es war zunächst unklar, ob der Besuch abgesagt oder verschoben wurde.

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Erdogan hatte Raisis Besuch Mitte November angekündigt. Bei dem ersten offiziellen Besuch des iranischen Staatschefs in der Türkei sollte es demnach um eine gemeinsame Position zum Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas gehen. Teheran hatte die angeblichen Besuchspläne jedoch nie offiziell bestätigt.

Die Verwirrung um Raisis Besuch unterstreicht die fortgesetzten Spannungen zwischen den beiden Regionalmächten - ungeachtet ihrer gemeinsamen Position zum Krieg zwischen Israel und der Hamas. Erdogan hatte explizit die Hamas in öffentlichen Reden unterstützt und damit den Unmut westlicher Verbündeter auf sich gezogen. Erdogan hatte Israel als angeblichen "Terrorstaat" gebrandmarkt, die Hamas hingegen bezeichnete er als "Befreiungsorganisation". Der Iran unterstützt die Hamas schon lange auch militärisch.

Anfang November hatten die Außenminister beider Länder mitgeteilt, eine Regionalkonferenz einzuberufen, um eine Ausweitung des Krieges zu verhindern. Die Länder der Region müssten "ihrer Verantwortung gerecht werden", sagte der türkische Außenminister Hakan Fidan bei einem Treffen mit seinem iranischen Kollegen Hossein Amir-Abdollahian in Ankara.

Der türkische Minister verwies auf "deutliche Anzeichen" seines iranischen Kollegen, wonach "andere bewaffnete Elemente in der Region in den Konflikt eingreifen könnten, wenn sich die Bedingungen nicht ändern".

Irans Außenminister Amir-Abdollahian drang seinerseits darauf, ein solches Treffen "regionaler Spitzenvertreter, muslimischer und arabischer Staaten so bald wie möglich" abzuhalten. Zudem rief er die muslimische Welt auf, israelische Produkte wegen des Krieges zu boykottieren.

Der mit der islamistischen Hamas verbündete Iran hatte deren brutalen Überfall auf Israel als "Erfolg" begrüßt, bestreitet jedoch eine Beteiligung daran. Im vergangenen Monat drohte Teheran mit dem Eingreifen weiterer pro-iranischer Akteure in den Krieg zwischen Israel und der Hamas.

Nach dem Hamas-Überfall, bei dem etwa 1200 Menschen in Israel getötet und 240 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren, begann Israel damit, den Gazastreifen massiv und fast ununterbrochen zu bombardieren. Angaben der Hamas zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem fast 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Nach langwierigen Verhandlungen war am Freitag eine Feuerpause in Kraft getreten, die inzwischen bis Mittwoch verlängert wurde.

Nach Einschätzung von Experten will der Iran, dass die Türkei ihre guten Handels- und Energiebeziehungen zu Israel abbricht. Ankara hingegen vertrete eine Haltung, die darauf abzielt, "politische und kommerzielle Fragen zu trennen", sagte der Direktor des Istanbuler Zentrums für Iran-Studien, Hakki Uygur, der Nachrichtenagentur AFP.

Den Iran und die Türkei verbindet eine 535 Kilometer lange gemeinsame Grenze. Zudem verfolgen die rivalisierenden Regionalmächte in der Region unterschiedliche Interessen. Während der Iran und Russland die Regierungstruppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unterstützen, steht die Türkei seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs auf der Seite der Assad-Gegner, darunter inzwischen vor allem islamistische Milizen.

Zudem ist die Türkei ein enger Verbündeter Aserbaidschans, das im September in einer großangelegten Militäroffensive die umstrittene Region Berg-Karabach besetzt und damit die Flucht der mehr als 100.000 armenischen Bewohner nach Armenien ausgelöst hatte. Aserbaidschan erhebt zudem Ansprüche auch auf armenisches Staatsgebiet - was sich auch auf die armenisch-iranische Grenze auswirken würde. Der Iran wiederum versteht sich traditionell als Schutzmacht Armeniens.

Der Gaza-Krieg habe dieses Thema zwar in den Hintergrund gedrängt, sagte der in Ankara ansässige Iran-Experte Arif Keskin der AFP. Der "wichtigste Konflikt zwischen der Türkei und dem Iran" betreffe aber den Kaukasus und Berg-Karabach.

D.S.Robertson--TNT

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