Weitere elf Hamas-Geiseln freigelassen - Verlängerung der Feuerpause um zwei Tage
Kurz nach der Bekanntgabe einer Verlängerung der Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas sind am Montagabend elf weitere israelische Geiseln freigelassen worden. Wie Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Onlinedienst X (vormals Twitter) erklärte, waren darunter auch zwei deutsche Teenager. Zuvor hatte bereits das katarische Außenministerium von zwei deutschen Doppelstaatlern unter den Freigelassenen gesprochen - sowie von drei Franzosen und sechs Argentiniern mit doppelter Staatsbürgerschaft.
Es handelte sich um die vierte Geiselfreilassung im Gazastreifen, seit am Freitag eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas in Kraft getreten war. Die freigelassenen Geiseln erreichten laut israelischer Armee am Montagabend israelisches Staatsgebiet. Im Gegenzug für die israelischen Geiseln würden "33 palästinensische Zivilisten" aus israelischen Gefängnissen freigelassen, erklärte ein Sprecher des katarischen Außenministeriums auf X.
Wenige Stunden zuvor war die Feuerpause zwischen Israel und Hamas nach übereinstimmenden Angaben um zwei Tage verlängert worden. Es sei eine Einigung "zur Verlängerung der humanitären Waffenruhe im Gazastreifen um zwei weitere Tage" erzielt worden, teilte das katarische Außenministerium auf X mit. Die Hamas bestätigte die Verlängerung.
Bundesaußenministerin Baerbock, die UNO und die USA begrüßten die Verlängerung der Feuerpause, die ohne eine weitere Einigung am Dienstagmorgen ausgelaufen wäre. Dies sei "wertvolle Zeit, auch um unsere Hilfe zu den Menschen in Gaza zu bekommen", schrieb Baerbock auf X.
UN-Generalsekretär António Guterres sagte vor Journalisten, die Verlängerung sei ein "Schimmer der Hoffnung und der Menschlichkeit". Die UNO hoffe, dadurch die humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen weiter ausbauen zu können.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte sich zuvor nach einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden offen für eine Verlängerung geäußert. Er habe Biden aber auch gesagt, dass Israel danach "mit voller Kraft" sein Ziel weiterverfolgen werde, "die Hamas zu zerstören".
Die am Freitag begonnene Feuerpause sorgt für ein kurzes Aufatmen in dem seit mehr als sieben Wochen andauernden Krieg. Bis Montagabend wurden 50 israelische Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas freigelassen, unter ihnen auch deutsche Doppelstaatler. 19 weitere Geiseln, viele von ihnen Thailänder, kamen im Rahmen gesonderter Vereinbarungen frei. Im Gegenzug hatte Israel bis Montag insgesamt 117 palästinensische Häftlinge freigelassen.
Die Hamas-Geiseln waren bei dem brutalen Überfall der islamistischen Palästinenserorganisation am 7. Oktober verschleppt worden. Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas waren nach Israel eingedrungen und hatten nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet und 240 Menschen in ihre Gewalt gebracht.
Daraufhin begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus massiv anzugreifen. Angaben der Hamas zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem fast 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.
Der UN-Sonderberichterstatter für außergerichtliche Hinrichtungen, Morris Tidball-Binz, und die Sonderberichterstatterin für Folter, Alice Jill Edwards, forderten am Montag unabhängige Untersuchungen zu möglichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Israel und den Palästinensergebieten.
Die Feuerpause wird auch für die Lieferung humanitärer Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen genutzt. Seit Freitag erreichten hunderte Lastwagen mit Hilfsgütern das abgeriegelte Palästinensergebiet.
Den Vereinten Nationen zufolge befinden sich rund 1,7 Millionen der 2,4 Millionen Bewohner des Gazastreifens wegen des Kriegs auf der Flucht. Ein Sprecher des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), sprach von einem "nie dagewesenen" Bedarf an humanitärer Hilfe. "Wir sollten mindestens zwei Monate lang kontinuierlich 200 Lastwagen pro Tag in den Gazastreifen schicken", sagte er.
Angaben der Bundesregierung zufolge befinden sich noch "eine niedrige dreistellige Zahl" von Deutschen in dem Palästinensergebiet. Mehr als 400 Staatsbürger einschließlich ihrer Familienangehörigen konnten laut einer Sprecherin des Auswärtigen Amtes seit Beginn des Krieges über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten ausreisen.
F.Jackson--TNT