Regierung in Sierra Leone will Kontrolle nach Aufruhr zurückerlangt haben
Nach bewaffneten Zusammenstößen in Sierra Leone hat die Führung des westafrikanischen Landes am Sonntagabend versichert, dass Ruhe und Stabilität wieder hergestellt worden seien. Die meisten Verantwortlichen für den Aufruhr seien festgenommen worden, teilte Präsident Julius Maada Bio im Staatsfernsehen mit. In der Hauptstadt Freetown hatten Bewaffnete ab dem Morgen versucht, ein Waffenlager des Militärs zu stürmen und Häftlinge aus Gefängnissen zu befreien.
Nach Angaben des Präsidenten war dies der Versuch, das Land zu destabilisieren. Die Behörden verhängten eine landesweite Ausgangssperre. Nach Angaben der Regierung war die Lage in Freetown am Sonntagabend unter Kontrolle. In der Hauptstadt waren aber weiter Kontrollposten mit schwer bewaffneten Sicherheitskräften aufgebaut.
In den Online-Medien kursierten Bilder von Männern in Uniform, die offenbar festgenommen worden waren. Demnach soll ein früheres Mitglied der Präsidentengarde von Ex-Präsident Ernest Bai Koroma (2007-2018) an dem Aufruhr beteiligt gewesen und von den Sicherheitskräften erschossen worden sein. Videos deuteten zudem darauf hin, dass zahlreiche Häftlinge aus dem Zentralgefängnis des Landes entkommen waren.
Augenzeugenberichten zufolge ereigneten sich die Kämpfe am Morgen vor allem im Viertel Wilberforce, in dem sich neben dem Waffenlager zahlreiche ausländische Botschaften befinden. Zudem wurden Kämpfe aus der Umgebung einer Kaserne im Viertel Murray Town gemeldet, wo das Hauptquartier der Marine liegt.
Die Vorgänge ließen Befürchtungen aufkommen, dass nach einer Reihe von Staatsstreichen in anderen westafrikanischen Ländern, darunter Mali und Niger, nun auch in Sierra Leone geputscht wird. Die lokale Vertretung der EU zeigte sich "beunruhigt" durch die Vorgänge in Sierra Leone und rief dazu auf, "die verfassungsmäßige Ordnung zu respektieren". Auch die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) sprach vom Versuch, "Ruhe und verfassungsmäßige Ordnung" zu stören.
Seit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Juni steckt Sierra Leone in einer politischen Krise. Bei der Wahl war Präsident Bio den offiziellen Ergebnissen zufolge im Amt bestätigt worden, die Opposition und internationale Wahlbeobachter zweifelten das Wahlergebnis jedoch an. Das Land - eines der ärmsten der Welt - steckt auch in einer schweren Wirtschaftskrise.
B.Cooper--TNT