The National Times - 31 Frühgeborene aus Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen evakuiert

31 Frühgeborene aus Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen evakuiert


31 Frühgeborene aus Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen evakuiert
31 Frühgeborene aus Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen evakuiert / Foto: © AFP

Aus dem größten Krankenhaus des Gazastreifens sind am Sonntag 31 Frühgeborene evakuiert worden. Die "sehr kranken" Babys seien unter "extrem intensiven und risikoreichen Sicherheitsbedingungen" aus dem Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza in eine Klinik in Rafah im Süden des Gazastreifens verlegt worden, schrieb der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, in vormals Twitter genannten Onlinedienst X. Derweil verdichteten sich die Anzeichen für eine mögliche Einigung auf ein Abkommen zur Freilassung der von der radikalislamischen Hamas in den Gazastreifen verschleppten Geiseln.

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Die Frühgeborenen würden nun auf der Neugeborenen-Intensivstation versorgt, schrieb Tedros weiter. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP sah die winzigen Babys im Krankenhaus, die teils zu dritt oder viert in Bettchen lagen und von Ärzten versorgt und Krankenpflegern mit Fläschchen gefüttert wurden.

Dem WHO-Chef zufolge wurden die Frühgeborenen in sechs Krankenwagen der Palästinensischen Rothalbmondgesellschaft nach Rafah gebracht. Neben den Frühchen wurden demnach auch sechs medizinische Mitarbeiter und zehn Familienangehörige des Personals transportiert.

Es seien "weitere Missionen" zum Transport von Patienten und Personal aus dem Al-Schifa-Krankenhaus geplant, jedoch müssten die Konfliktparteien dafür eine sichere Passage garantieren. Die WHO hatte die Klinik nach einem einstündigen Besuch von WHO-Mitarbeitern als "Todeszone" beschrieben.

Am Samstag hatten bereits hunderte Menschen den Krankenhauskomplex zu Fuß in Richtung Süden verlassen. Israelische Soldaten befinden sich seit Tagen auf dem Gelände des Al-Schifa-Krankenhauses, unter dem sie eine Einsatzzentrale der Hamas vermuten. Die israelische Armee verkündete am Sonntag, sie habe einen 55 Meter langen Tunnel in zehn Metern Tiefe unter dem Klinikgelände gefunden.

Am 7. Oktober hatten hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas Israel überfallen und dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. In Israel wurden nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet, etwa 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion auf den Angriff der Hamas begann Israel mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen, inzwischen sind auch Bodentruppen in das Gebiet eingerückt. Am Samstag erklärte Israel, seine Armee sei dabei, "ihre operativen Aktivitäten in weitere Nachbarschaften" des Gazastreifens auszuweiten. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der israelischen Angriffe vor sechs Wochen rund 13.000 Menschen im Gazastreifen getötet.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte am Sonntag bei X, dass "verletzte oder kranke Kinder" aus dem Gazastreifen mit dringendem Behandlungsbedarf in Frankreich behandelt werden könnten, wenn dies "nützlich und notwendig" sei. Der Elysée-Palast erklärte überdies, dass Frankreich ein Kriegsschiff vorbereite, um es zur medizinischen Hilfe für den Gazastreifen in das östliche Mittelmeer zu schicken.

Unterdessen erklärte Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman al-Thani, ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln im Gazastreifen hänge von "geringfügigen" Hindernissen von "logistischer und praktischer" Natur ab. Al-Thani zeigte sich nach einigen "Aufs und Abs" in den Gesprächen "zuversichtlicher, dass wir ziemlich nahe vor einer Übereinkunft sind, die die Leute sicher nach Hause zurück bringen kann". Einen Zeitplan nannte der katarische Ministerpräsident nicht.

Katar, wo sich sowohl ein großer US-Militärstützpunkt als auch das politische Büro der Hamas befindet, hatte in den vergangenen Wochen in Verhandlungen über die Freilassung der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln und über eine vorübergehende Waffenruhe in dem Krieg vermittelt. Im Zuge dieser Vermittlung waren bisher vier Geiseln freigekommen.

Die US-Regierung bekräftigte am Samstag (Ortszeit), sie arbeite "weiter hart daran, eine Einigung zu erzielen". Das Weiße Haus dementierte allerdings einen Bericht der "Washington Post" über eine vorläufige Einigung.

Unterdessen dauerten die Kämpfe im Gazastreifen an. Fünf weitere israelische Soldaten seien im Norden des Küstengebiets getötet worden, teilte das Militär am Sonntag mit. Die Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten israelischen Soldaten stieg damit auf 64.

Am Samstag trafen zwei Angriffe Ziele die Flüchtlingssiedlung Dschabalia im Norden des Gazastreifens. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden die von der UNO betriebene und als Flüchtlingsunterkunft genutzte Al-Fachura-Schule und ein weiteres Gebäude getroffen, mehr als 80 Menschen wurden demnach getötet.

Die israelische Armee erklärte gegenüber AFP, sie habe "Berichte über einen Vorfall in der Region Dschabalia" erhalten und untersuche diese derzeit.

Die Ereignisse der vergangenen 48 Stunden "übersteigen das Vorstellungsvermögen", erklärte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk. Bei Angriffe auf zu Notunterkünften umfunktionierte Schulen würden Menschen getötet, Hunderte müssten aus dem Al-Schifa-Krankenhaus flüchten, während Hunderttausende in den südlichen Gazastreifen vertrieben würden. Das seien Ereignisse, die gegen den grundlegenden Schutz verstießen, "der Zivilisten nach internationalem Recht gewährt werden muss", betonte der Menschenrechtskommissar.

A.M.Murray--TNT

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