Textil-Proteste in Bangladesch: Erneut Gewalt vor Verkündung von neuem Mindestlohn
Vor der angekündigten Verkündung eines neuen Mindestlohns für die Textilindustrie in Bangladesch ist es erneut zu Gewalt gekommen. Die Polizei setzte am Dienstag in der Industriestadt Gazipur Tränengas gegen tausende demonstrierende Beschäftigte der Branche ein. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, wonach der Mindestlohn nur halb so stark erhöht werden soll wie von den Gewerkschaften gefordert.
"Sie haben einen Bus angezündet. Wir haben Tränengas abgefeuert, um sie auseinanderzutreiben", sagte Polizeisprecher Sarwar Alam der Nachrichtenagentur AFP. Ein Polizist sagte, auf Online-Medien sei die "Falschnachricht" verbreitet worden, dass Gewerkschaftsvertreter festgenommen worden seien und der Mindestlohn nur halb so stark erhöht werden solle wie gefordert.
Die von der Regierung einberufene Mindestlohnkommission, der Vertreter von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Lohnexperten angehören, sollte am Dienstag die Höhe des neuen Mindestlohns bekanntgeben.
Bangladeschs Hauptstadt Dhaka und ihre Vororte sind ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Viele westliche Marken wie Gap, H&M oder Aldi lassen dort Kleidungsstücke herstellen, ihre Produktion wurde laut Gewerkschaften durch die Proteste beeinträchtigt.
Die Textilarbeiter werden schlecht bezahlt, der Mindestlohn der Branche liegt aktuell bei monatlich 8300 Taka, umgerechnet rund 70 Euro. Die Gewerkschaft fordert nahezu eine Verdreifachung auf 23.000 Taka.
Die Proteste in der Textilindustrie hatten Anfang vergangener Woche begonnen. Vier Fabriken wurden in Brand gesetzt, mindestens zwei Menschen kamen ums Leben, dutzende wurden verletzt. Zehntausende Beschäftigte blockierten Straßen und attackierten Fabriken. Laut Polizei wurden rund 600 Fabriken, die Kleidung für große westliche Marken produzieren, geschlossen.
D.Kelly--TNT