Israel verkündet "neue Phase" in Krieg gegen Hamas: Gaza-Stadt ist "Schlachtfeld"
Israel hat im Krieg gegen die radikale Palästinenserorganisation Hamas "eine neue Phase" verkündet und Gaza-Stadt zum "Schlachtfeld" erklärt. Die israelische Armee rief zugleich die Zivilbevölkerung im Gazastreifen am Samstag in Flugblättern nochmals nachdrücklich auf, "unverzüglich" in Richtung Süden zu flüchten. Unterdessen machte die Hamas die Freilassung aller in Israel inhaftierten palästinensischen Gefangenen zur Bedingung für die Freilassung der von ihr verschleppten Geiseln.
Die israelische Armee flog in der Nacht zum Samstag ihre bislang heftigsten Angriffe in dem Palästinensergebiet seit Beginn des Krieges vor drei Wochen. Armee-Angaben zufolge wurden dabei 150 unterirdische und militärische Ziele der Hamas getroffen. Zudem sei einer der Hauptverantwortlichen für den Großangriff auf Israel getötet worden. Palästinensischen Angaben zufolge wurden bei dem nächtlichen Beschuss hunderte Gebäude im Norden des Gazastreifens komplett zerstört.
Der Krieg gegen die Hamas sei "in eine neue Phase getreten", erklärte die israelische Regierung. "Vergangene Nacht hat der Boden in Gaza gebebt. Wir haben oberhalb der Erde und unterhalb der Erde angegriffen", sagte Verteidigungsminister Joav Gallant in einer Videobotschaft.
UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte die "beispiellose Eskalation" der Luftangriffe im Gazastreifen scharf. "Statt der von ihm erwarteten Pause" habe es eine "beispiellose Eskalation der Bombardierungen und ihrer verheerenden Auswirkungen gegeben, welche die genannten humanitären Ziele untergraben", sagte Guterres bei einem Besuch in Katar.
Katar ist Verbündeter der USA und wichtiger Handelspartner zahlreicher westlicher Staaten, bietet jedoch auch hochrangigen Hamas-Vertretern einen Wohnsitz. Das Emirat gilt als Vermittler im Nahostkonflikt und nahm zuletzt bei der Verhandlung um die Freilassung von Hamas-Geiseln eine Schlüsselrolle ein.
Auch die UN-Vollversammlung in New York hatte am Freitag mit großer Mehrheit eine "sofortige humanitäre Waffenruhe" im Gazastreifen gefordert. Im Zentrum des Textes steht die humanitäre Lage im Gazastreifen - die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas erwähnt er jedoch mit keinem Wort. Während Israel empört darauf reagierte, begrüßte die Hamas die Resolution, bei der sich Deutschland der Stimme enthielt.
Wie Guterres forderte auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell eine "Pause der Feindseligkeiten", um humanitäre Hilfen für die Menschen im Gazastreifen zu ermöglichen. Das UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) warne vor der "verzweifelten Lage der Menschen" angesichts des Mangels an Strom, Nahrungsmitteln und Wasser. Zugleich verurteilte der EU-Diplomat alle Angriffe auf Zivilisten, "einschließlich der anhaltenden wahllosen Raketenangriffe auf Israel", und forderte die "sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln".
Die Hamas forderte unterdessen die Freilassung aller in Israel inhaftierten palästinensischen Gefangenen. Dies sei der "Preis", den Israel für die Freilassung der von den Islamisten verschleppten Geiseln "bezahlen" müsse, hieß es in einer vom Hamas-Fernsehen verbreiteten Videobotschaft des Sprechers des bewaffneten Arms der militanten Organisation, Abu Obeida.
Die Hamas hatte am 7. Oktober einen beispiellosen Großangriff auf Israel begonnen. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen getötet und 229 Menschen als Geiseln verschleppt, vier von ihnen wurden inzwischen freigelassen. Die Hamas feuert seitdem zudem tausende Raketen auf Israel ab.
Als Reaktion auf die Angriffe riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete massive Luftangriffe. Zudem kündigte Israel eine große Bodenoffensive im Gazastreifen an. Bei den israelischen Angriffen auf den Gazastreifen wurden nach Angaben des von der Hamas geleiteten Gesundheitsministeriums seit Kriegsbeginn laut Angaben vom Samstag mehr als 7700 Menschen getötet. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
C.Stevenson--TNT