Siemens Energy verhandelt mit Bund über Garantien - Aktienkurs bricht ein
Das kriselnde Windanlagengeschäft setzt dem Energietechnikkonzern Siemens Energy weiter zu. Angesichts hoher Kosten für die Probleme bei der Windanlagentochter Siemens Gamesa verhandelt der Konzern mit der Bundesregierung über Garantien für Großprojekte, wie Siemens Energy am Donnerstag in Berlin mitteilte und damit auf entsprechende Medienberichte reagierte. Der Aktienkurs brach daraufhin deutlich ein.
Siemens Energy verkauft konventionelle Kraftwerke, Übertragungstechnik und Windkraftanlagen. Bei der Windanlagentochter Siemens Gamesa kämpft der Konzern aber schon seit Jahren mit erheblichen Schwierigkeiten. Für das Quartal von April bis Juni bezifferte Siemens Energy die Kosten für die Behebung von Qualitätsproblemen bei der Windanlagentochter auf 1,6 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern mit einem Verlust von 4,5 Milliarden Euro.
Am Donnerstag erklärte Siemens Energy, Gamesa arbeite weiter an den Qualitätsproblemen. Für bestimmte Windanlagen an Land schließe die Windanlagentochter vorerst keine neuen Verträge ab und nehme im Geschäft mit Windanlagen auf See nur selektiv Aufträge an. "Auftragseingang und Umsatz im Windgeschäft für das Geschäftsjahr 2024 werden daher voraussichtlich unter den Markterwartungen, Nettoverlust und Mittelabfluss werden voraussichtlich über den Markterwartungen liegen."
Das starke Wachstum des Auftragseingangs insbesondere bei den Geschäften mit konventionellen Kraftwerken ziehe einen steigenden Bedarf an Garantien für langfristige Projekte nach sich, erläuterte Siemens Energy. Vor diesem Hintergrund prüfe der Vorstand derzeit verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Bilanz und führe "Vorgespräche mit unterschiedlichen Parteien, darunter Partnerbanken von Siemens Energy sowie der Bundesregierung, um den Zugang zu einem wachsenden Volumen an Garantien sicherzustellen".
Zunächst hatte die "Wirtschaftswoche" berichtet, dass Siemens Energy mit dem Bund verhandle. Siemens Energy werbe dabei um Bürgschaften über bis zu 15 Milliarden Euro, schrieb das Magazin. Für eine erste Tranche von zehn Milliarden Euro solle der Bund den Überlegungen zufolge zu 80 Prozent bürgen, für 20 Prozent würden die Banken haften. Eine zweite Tranche von fünf Milliarden Euro solle die Siemens AG garantieren, die Siemens Energy vor drei Jahren über die Börse abgespalten hatte und noch 25,1 Prozent der Anteile hält.
An der Börse verlor Siemens Energy nach der Mitteilung des Unternehmens deutlich an Wert. Der Aktienkurs brach um rund ein Drittel ein.
Siemens Gamesa gehört zu den größten Windkraftanlagenanbietern weltweit, schreibt aber schon lange hohe Verluste. Siemens Energy übernahm die Tochter nach mehreren Jahren als Mehrheitseigentümer 2022 ganz, um besser durchgreifen zu können.
Zu den spezifischen Probleme, mit denen Gamesa zu kämpfen hat, kommt ein schwieriges Marktumfeld für die europäische Windkraftbranche im Allgemeinen hinzu: Trotz der wachsenden Nachfrage nach sauberer Energie leidet der Sektor unter höheren Materialpreisen, anhaltenden Unterbrechungen der Lieferketten - und nicht zuletzt starkem Preisdruck durch die Konkurrenz aus China.
T.Allen--TNT