Israels Armee meldet kurzzeitiges Eindringen von Panzern in den Gazastreifen
Vor dem Hintergrund einer geplanten Bodenoffensive ist Israels Armee eigenen Angaben zufolge in der Nacht zum Donnerstag kurzzeitig mit Panzern in den Gazastreifen eingedrungen. Der "gezielte Angriff" im Norden des Palästinensergebiets sei Teil der "Vorbereitungen für die nächsten Kampfphasen", erklärte die Armee im Anschluss. Der palästinensische Außenminister, Rijad al-Maliki, warf Israel derweil eine "einseitige Aggression" und einen "Rachefeldzug" im Gazastreifen vor.
Ein von der israelischen Armee veröffentlichtes Schwarz-Weiß-Video zeigte eine Panzerkolonne, die sich auf einen mutmaßlichen Grenzzaun zubewegt und ihn durchbricht. Nach Angaben von Journalisten der Nachrichtenagentur AFP handelt es sich dabei um einen Ort südlich der israelischen Stadt Aschkelon. Wann das Video aufgenommen wurde, konnte nicht verifiziert werden.
Laut der israelischen Armee wurden bei dem Angriff "zahlreiche Terrorzellen, Infrastruktur und Abschussrampen für Panzerabwehrraketen" getroffen. Nach Abschluss des Einsatzes hätten die Soldaten das Gebiet wieder verlassen. Laut einem Armeesprecher handelte es sich nicht um den ersten Bodenangriff dieser Art. Nur wenige Stunden zuvor hatte Regierungschef Netanjahu die Pläne Israels für eine Bodenoffensive im Gazastreifen bekräftigt.
Unterdessen mehren sich internationale Mahnungen in Richtung Israel. US-Präsident Joe Biden forderte seinen engen Verbündeten öffentlich auf, "unschuldige Zivilisten zu schützen" und das Kriegsrecht einzuhalten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte, "massive" Bodenangriffe im Gazastreifen seien ein "Fehler". Beide Staatschefs riefen zudem angesichts des Krieges dazu auf, zu einer Zweistaatenlösung zurückzukehren.
Auch der palästinensische Außenminister al-Maliki betonte bei einem Besuch in Den Haag, dass die Zweistaatenlösung "wichtiger denn je" sei. Zudem warf er Israel einen "Rachefeldzug" im Gazastreifen vor und rief dazu auf, "diese einseitige Aggression" zu beenden und zu einer Waffenruhe aufzurufen.
Die Eskalation des Kriegs in Nahost und das Ringen um gemeinsame internationale Positionen waren am Donnerstag auch Thema bei einer Dringlichkeitssitzung der UN-Vollversammlung in New York und eines EU-Gipfels in Brüssel.
Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen getötet und jüngsten Angaben zufolge 224 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Vier von ihnen wurden bereits freigelassen.
Als Reaktion auf den Großangriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete seine massiven Luftangriffe. Zudem wurden tausende Soldaten für eine geplante Bodenoffensive an der Grenze zu dem Palästinensergebiet zusammengezogen. Seit Beginn der israelischen Angriffe wurden nach Hamas-Angaben, die von der Nachrichtenagentur AFP nicht unabhängig überprüft werden konnten, im Gazastreifen mehr als 6500 Menschen getötet.
Die Vereinten Nationen warnten angesichts der andauernden israelischen Luftangriffe auf Gaza eindringlich davor, dass es nirgendwo in der Stadt mehr sicher sei. "Kein Ort in Gaza ist sicher", erklärte die UN-Koordinatorin für humanitäre Angelegenheiten, Lynn Hastings. Jedoch könnten zahlreiche Menschen in der Stadt den Aufforderungen der israelischen Armee zur Evakuierung nicht nachkommen.
E.Reid--TNT