Israel warnt Hisbollah und verstärkt Luftangriffe auf den Gazastreifen
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die libanesische Hisbollah mit drastischen Worten vor einem Angriff auf sein Land gewarnt: Damit würde die Schiitenmiliz "den größten Fehler ihres Lebens" begehen, sagte Netanjahu am Sonntag. Zugleich verstärkte Israel seine Luftangriffe auf den Gazastreifen, in dem am Wochenende die ersten internationalen Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung eintrafen.
Bei einem Angriff der Hisbollah werde Israel mit unvorstellbarer Kraft zuschlagen, die für den Libanon "verheerend" sein werde, warnte Netanjahu bei einem Besuch israelischer Truppen nahe der Grenze zum Nachbarland. "Die Hisbollah greift an und zieht den Libanon in einen Krieg hinein, der diesem keine Gewinne, aber viele Verluste" bringen würde, erklärte seinerseits der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus.
Zuvor hatte es Gefechte im israelisch-libanesischen Grenzgebiet gegeben. Sowohl auf israelischer als auch auf libanesischer Seite flüchteten zahlreiche Menschen aus Angst vor einem Flächenbrand aus den grenznahen Städten.
Angesichts der fragilen Lage kündigten die USA eine Verstärkung ihrer militärischen Präsenz im Nahen Osten an. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin gab die Verlegung von Verteidigungssystemen und zusätzlichen Truppen in die "gesamte" Region bekannt. Dies erfolge als Reaktion auf die "jüngste Eskalation" des Iran und seiner Verbündeten.
Zugleich warnte Austin ausländische Akteure vor einer Einmischung in den Konflikt zwischen der Hamas und Israel: "Sollte irgendeine Gruppierung oder ein Land versuchen, diesen Konflikt auszuweiten und diese sehr unglückliche Situation auszunutzen, lautet unser Rat: Tun Sie es nicht", sagte er dem Sender ABC News. "Wir behalten uns das Recht auf Selbstverteidigung vor und werden nicht zögern die angemessenen Maßnahmen zu ergreifen."
Der sowohl die Hisbollah als auch die Hamas unterstützende Iran warnte wiederum Israel und die USA davor, dass die Lage im Nahen Osten infolge des Krieges zwischen Israel und der Hamas außer Kontrolle geraten könnte. Die gesamte Region sei derzeit "wie ein Pulverfass", sagte Außenminister Hossein Amir-Abdollahian in Teheran.
Die israelische Armee verstärkte derweil nochmals ihre Luftangriffe auf den Gazastreifen. Dabei seien "dutzende Terroristen" getötet worden, teilte Militärsprecher Daniel Hagari am Sonntag mit. Unter den Getöteten sei unter anderem der Raketen-Chef der Hamas.
Israel hatte am Samstagabend angekündigt, seine Luftangriffe ab sofort zu verstärken, um den Druck auf die Hamas vor einer möglichen Bodenoffensive zu erhöhen. "Wir müssen in die nächste Phase des Krieges unter bestmöglichen Bedingungen eintreten", erklärte Hagari.
Wie AFP-Reporter berichteten, wurde vor allem die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens an der ägyptischen Grenze von den Angriffen getroffen. Auch über Gaza waren Rauchwolken zu sehen. Die in dem Palästinensergebiet herrschende radikalislamische Hamas meldete nach den jüngsten Angriffen mindestens 80 Tote. Bei den nächtlichen Angriffen seien mehr als 30 Häuser zerstört worden.
Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei etwa 1400 Menschen getötet. Zudem verschleppten die schwer bewaffneten Islamisten rund 200 Menschen als Geiseln. Als Reaktion auf den Überfall riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete seine massiven Luftangriffe. Zudem wurde eine Bodenoffensive angekündigt und zehntausende Soldaten wurden an der Grenze zum Gazastreifen zusammengezogen. Nach Angaben der Hamas wurden seit Kriegsbeginn mehr als 4600 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.
Durch die ständigen Luftangriffe und die Abriegelung des Gazastreifens leben die 2,4 Millionen Palästinenser in dem Gebiet unter dramatischen Bedingungen; UN-Generalsekretär António Guterres sprach auf einem Nahost-Gipfel in Ägypten von einer "humanitären Katastrophe". Bei dem Treffen in Kairo forderten Staats- und Regierungschefs aus aller Welt eine sofortige Feuerpause.
Derweil erreichten erstmals Lastwagen mit internationalen Hilfsgütern den Gazastreifen. Am Samstag waren es 20 Lkw und am Sonntag 17, die von Ägypten aus den Grenzübergang Rafah überquerten. Dies ist der einzige Zugang zu dem Palästinensergebiet, über den im Moment Hilfsgüter transportiert werden können.
Sechs Lkw brachten zudem dringend benötigten Treibstoff in den Gazastreifen. Nach Einschätzung der UNO müssten täglich mindestens hundert Lastwagen mit Hilfsgütern den Gazastreifen erreichen, um die Bevölkerung grundlegend zu versorgen.
E.Cox--TNT