Erste Hilfslieferungen für Zivilbevölkerung im Gazastreifen eingetroffen
Tagelang stauten sich dutzende Lastwagen an der ägyptischen Grenze, nun sind erste Hilfslieferungen für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen angekommen: Am Samstag passierten die ersten von insgesamt 20 Lastwagen den Grenzübergang in Rafah und erreichten den Gazastreifen wenig später, wie AFP-Reporter berichteten. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wollte am Samstag in Kairo an einem Nahost-Gipfel teilnehmen, auf dem über Wege zu einer Eindämmung des Konfliktes beraten werden sollte.
Das ägyptische Staatsfernsehen zeigte mehrere Lastwagen, die den Grenzübergang in Rafah passierten. Nach der Durchfahrt der Lastwagen des Ägyptischen Roten Halbmonds wurde der Grenzübergang wieder geschlossen. Angaben eines AFP-Journalisten zufolge überquerten von palästinensischer Seite aus auch 36 leere Lastwagen den Übergang in Richtung Ägypten, wo sie mit weiteren Hilfslieferungen beladen werden sollten.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte im Onlinedienst X (vormals Twitter) es sei "gut und wichtig, dass jetzt erste humanitäre Hilfe für die Menschen in Gaza kommt. Sie brauchen Wasser, Nahrung und Medikamente." Die Bundesregierung setze sich weiter über alle Kanäle dafür ein, das Leid in diesem Konflikt zu lindern, fügte er hinzu. Baerbock nannte den Hilfslieferungen auf X "ein Zeichen der Hoffnung in diesen schwierigen Stunden".
Die Grenzöffnung zur Lieferung von humanitärer Hilfe war von US-Präsident Joe Biden vermittelt worden. Israel, das den Gazastreifen nach dem Großangriff der Hamas komplett abgeriegelt hatte, stimmte unter der Bedingung zu, dass zunächst 20 Lastwagen in den Gazastreifen fahren dürfen. Die Hilfsgüter dürfen demnach nur im Süden des Palästinensergebiets an Zivilisten verteilt werden und nicht in die Hände der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas fallen.
Seit Tagen hatten Frachtflugzeuge und Lastwagen Hilfslieferungen an die ägyptische Seite des Grenzübergangs Rafah gebracht. Dieser ist der einzige nicht von Israel kontrollierte Zugang zum Gazastreifen.
Die Öffnung des Grenzübergangs für die Lieferung von unter anderem Lebensmitteln und Wasser an die rund 2,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens war seit Tagen international gefordert worden. Bei seinem Besuch in Rafah am Freitag bezeichnete UN-Generalsekretär António Guterres die Lastwagen als "Rettungsleine" für die Menschen im Gazastreifen. Für sie machten die Lieferungen den Unterschied "zwischen Leben und Tod", sagte er.
UN-Nothilfekoordinator Martin Griffith betonte nach dem Beginn der Lieferungen, dass dieser erste Konvoi nicht der letzte bleiben dürfe. "Ich bin zuversichtlich, dass diese Lieferung der Beginn nachhaltiger Bemühungen sein wird, die Menschen in Gaza mit lebenswichtigen Gütern zu versorgen", sagte er in der ägyptischen Hauptstadt.
Ägypten hatte wegen des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel zum "Cairo Summit for Peace" eingeladen. Erwartet wurden in Kairo unter anderen der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der jordanische König Abdullah II., Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman, EU-Ratspräsident Charles Michel sowie Außenministerinnen und Außenminister mehrerer EU-Staaten, unter ihnen Baerbock. Israel war nicht vertreten.
Die radikalislamische Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei nach israelischen Angaben mindestens 1400 Menschen getötet sowie rund 200 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion auf den Angriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete dort massive Luftangriffe. Nach Angaben der Hamas wurden seit Kriegsbeginn mindestens 4137 Menschen in dem Gebiet getötet und 13.162 weitere verletzt.
M.Wilson--TNT