Guterres fordert Öffnung von Rafah für Hilfslieferungen für Palästinenser
Knapp zwei Wochen nach dem Angriff der Hamas auf Israel wartet die palästinensische Zivilbevölkerung im abgeriegelten Gazastreifen weiter auf Nahrung und Wasser. Die am Grenzübergang Rafah stehenden Lastwagen mit Hilfsgütern machten "für so viele Menschen im Gazastreifen den Unterschied aus zwischen Leben und Tod", sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag bei einem Besuch des zwischen Ägypten und dem südlichen Gazastreifen gelegenen Grenzübergangs. Die Hamas meldete unterdessen die Freilassung von zwei US-Bürgern.
In Rafah stauen sich seit Tagen Dutzende Lastwagen mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen. "Wir müssen sie in Bewegung setzen, auf die andere Seite dieser Mauer bringen, so schnell wie möglich und so viele wie möglich", sagte Guterres. Er forderte "fortwährende Anstrengungen", damit nicht nur ein Hilfskonvoi die Grenze passieren dürfe, sondern "eine bedeutende Anzahl, um genug Lkw zu haben, die die Menschen im Gazastreifen unterstützen".
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verlangte bei einem Besuch in Tel Aviv eine "umgehende und dauerhafte Öffnung des Grenzübergangs für humanitäre Güter". Es handelt sich um den einzigen nicht von Israel kontrollierten Zugang zum Gazastreifen.
US-Präsident Joe Biden sagte in Washington, er rechne damit, dass in den "nächsten 24 bis 48 Stunden die ersten 20 Lastwagen über die Grenze kommen werden".
Die Grenzöffnung zur Lieferung von humanitärer Hilfe war von Biden vermittelt worden. Israel, das den Gazastreifen nach dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober komplett abgeriegelt hatte, stimmte unter Bedingungen zu, dass zunächst 20 Lastwagen in den Gazastreifen fahren dürfen. Die Hilfsgüter dürfen nur im Süden des Palästinensergebiets an Zivilisten verteilt werden und nicht in die Hände der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas fallen.
Biden bat den US-Kongress am Freitag um mehr als 75 Milliarden Dollar zur Unterstützung Israels und der Ukraine. In dem Paket enthalten sind knapp 9,2 Milliarden Dollar an humanitärer Hilfe für die Ukraine, Israel und den Gazastreifen. Daneben soll es nach dem Wunsch des Präsidenten 14,3 Milliarden Dollar an Militärhilfen für Israel geben.
Unter den 2,4 Millionen Bewohnern des Gazastreifens herrscht große Not, da Israel nach dem Großangriff der Hamas die Lieferung von Lebensmitteln, Wasser, Strom und Treibstoff eingestellt hat. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte die westlichen Länder auf, "Israels brutale Missachtung des Lebens von Zivilisten" im Gazastreifen zu verurteilen.
Unterdessen gab es für die Angehörigen der rund 200 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln einen Hoffnungsschimmer. Zwei US-Geiseln, eine Mutter und ihre Tochter, wurden nach Angaben der Hamas freigelassen. Zudem erklärte die israelische Armee, die Mehrheit der Geiseln sei am Leben. Unter den Geiseln, welche die Angreifer in ihre Gewalt brachten, sind mehrere Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft.
Die Hamas hatte am Samstag vor zwei Wochen Oktober einen Großangriff auf Israel begonnen, Massaker unter Zivilisten angerichtet und nach israelischen Angaben mindestens 1400 Menschen, überwiegend Zivilisten, getötet. Nach Angaben der israelischen Armee wurden auch rund 1500 Hamas-Angreifer getötet, bis das Militär die Kontrolle in den angegriffenen Gebieten wieder erlangt hatte.
Israel riegelte den Gazastreifen ab und startete massive Luftangriffe. Die im Gazastreifen herrschende Hamas teilte am Freitag mit, dass seit Kriegsbeginn mindestens 4137 Menschen in dem Gebiet getötet und 13.162 weitere verletzt worden seien.
In Ägypten gingen am Freitag zehntausende Menschen auf die Straße, um ihre Unterstützung für die Palästinenser im Gazastreifen zu demonstrieren. In der Hauptstadt Kairo und in anderen Städten strömten die Menschen auf die Straßen, wie ägyptische Medien berichteten.
Auch in anderen arabischen Ländern versammelten sich Demonstranten zu pro-palästinensischen Kundgebungen. In der irakischen Hauptstadt Bagdad kamen mehrere tausend Menschen zu einer Demonstration zusammen. In der jordanischen Hauptstadt Amman beteiligten sich 5000 Menschen an einer Kundgebung, um ihre Solidarität mit den Palästinensern zu bekunden. Tausende weitere Menschen demonstrierten in der tunesischen Hauptstadt Tunis sowie in Bahrain.
S.Lee--TNT