Lawrow kritisiert in Nordkorea US-Politik und lobt Pjöngjang als "engen Nachbarn"
Bei seinem Besuch in Nordkorea hat der russische Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag nach Gesprächen mit der Staatsführung die Militärpolitik der USA, Japans und Südkoreas als "gefährlich" kritisiert. Nordkorea hingegen lobte er später bei einem etwas mehr als eine Stunde dauernden Treffen mit Machthaber Kim Jong Un in Pjöngjang als "engen Nachbarn und langjährigen Partner", wie das russische Außenministerium erklärte.
Lawrow war am Mittwoch zu einem offiziellen Besuch in Nordkorea eingetroffen. Der Besuch fällt in eine Phase der Annäherung zwischen Moskau und Pjöngjang vor dem Hintergrund der russischen Offensive in der Ukraine. Die USA befürchten, dass Pjöngjang Moskau Waffen für die Kämpfe in der Ukraine zur Verfügung stellen könnte.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte den nordkoreanischen Machthaber Kim im September bei einem hochrangigen Treffen im Fernen Osten Russlands empfangen. Der Kreml versicherte aber, dass bei der Gelegenheit kein Abkommen unterzeichnet worden sei.
"Nach dem bahnbrechenden Gipfel" zwischen Kim und Putin "können wir mit Zuversicht sagen, dass die Beziehungen eine qualitativ neue, strategische Ebene erreicht haben", sagte Lawrow am Donnerstag nach Medienberichten bei einem Treffen mit der nordkoreanischen Außenministerin Choe Son Hui.
Am Donnerstagmorgen hatte Lawrow Denkmäler zu Ehren der früheren nordkoreanischen Machthaber Kim Il Sung und Kim Jong Il besucht und dort Kränze abgelegt. Bei einer Pressekonferenz griff er die "gefährliche" US-Politik an. "Wie unsere nordkoreanischen Freunde sind wir ernsthaft besorgt über die Intensivierung der militärischen Aktivitäten der USA, Japans und Südkoreas in der Region und über die Politik Washingtons", sagte Lawrow.
Die USA würden "strategische Infrastruktur einschließlich nuklearer Elemente" in die Region bringen, fuhr der russische Außenminister fort, ohne nähere Angaben zu machen. "Wir lehnen diesen unkonstruktiven und gefährlichen Kurs ab", fügte er hinzu.
Moskau, Peking und Pjöngjang versuchten, "auf konstruktive Weise Alternativen zu einer Eskalation der Spannungen" in der Region "vorzuschlagen", sagte Lawrow. "Wir sind für die Einrichtung eines regelmäßigen Verhandlungsprozesses über Sicherheitsfragen auf der koreanischen Halbinsel, ohne Vorbedingungen", fügte er hinzu.
Russischen Medien sagte Lawrow, dass Moskau auch interessiert daran sei, Pjöngjang dabei zu helfen, den nordkoreanischen Energiebedarf zu decken. "Es gibt geologische Erkundungen und Pläne für die Lieferung von Energieressourcen und anderen Gütern, die unsere Freunde aus Nordkorea benötigen", sagte Lawrow. Die Energiefragen sollen nach seinen Angaben bei einem Treffen im November besprochen werden.
Die Gespräche Lawrows in dieser Woche sollen dem Kreml zufolge die Grundlage für einen Besuch Putins in Nordkorea bilden. Die Kontakte zwischen den beiden Hauptstädten würden "fortgesetzt", teilte das russische Außenministerium am Donnerstag mit.
Am Mittwoch hatte Lawrow dem Land bei einem Willkommens-Dinner schon für dessen Unterstützung im Ukraine-Krieg gedankt. "Wir wissen Ihre grundsätzliche und unmissverständliche Unterstützung für Russlands Vorgehen im Rahmen des militärischen Spezialeinsatzes in der Ukraine sehr zu schätzen", sagte er laut der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti.
Die beiden historischen Verbündeten Russland und Nordkorea sind beide mit massiven Sanktionen belegt - Moskau wegen seiner Offensive in der Ukraine, Pjöngjang wegen Atomwaffentests.
Nach Angaben der USA sind Waffenlieferungen zwischen Pjöngjang und Moskau bereits im Gange. Am Freitag erklärte Washington, dass Nordkorea in den vergangenen Wochen mehr als tausend Container mit militärischer Ausrüstung und Munition nach Russland geliefert habe. Moskau wies dies zurück und erklärt, dass Washington keine Beweise dafür habe, dass Waffen verschifft würden.
R.Evans--TNT