Wütende Proteste gegen Israel nach hunderten Toten bei Krankenhausbeschuss in Gaza
Nach dem Raketeneinschlag auf einem Krankenhausgelände in Gaza mit hunderten Toten hat es in mehreren muslimischen Ländern wütende Demonstrationen gegen Israel gegeben. Dabei brachen unter anderem in Istanbul gewalttätige Ausschreitungen aus. Auch in Jordanien, Tunesien, dem Iran und im Westjordanland gingen Menschen auf die Straße und machten Israel für den Raketeneinschlag verantwortlich. Israel dagegen spricht von einer fehlgeleiteten Rakete der Palästinensermiliz Islamischer Dschihad.
Bei den Protesten gegen Israel in der Türkei wurden dutzende Menschen verletzt. Bei den Ausschreitungen vor dem israelischen Konsulat in Istanbul wurden nach Behördenangaben am Dienstagabend 63 Menschen verletzt, darunter 43 Polizisten. Zudem starb demnach ein 65-Jähriger, der während der Ausschreitungen einen Herzanfall erlitten hatte.
Die Ausschreitungen waren den Angaben zufolge ausgebrochen, als einige Demonstrierende versuchten, die Sicherheitsabsperrung vor dem israelischen Konsulat zu durchbrechen und in das Gebäude einzudringen. Die Polizei nahm fünf Menschen fest.
Außer in Istanbul hatten sich auch in der türkischen Hauptstadt Ankara zahlreiche Demonstrierende wegen des Raketeneinschlags in Gaza versammelt, pro-palästinensische Parolen skandiert und Israel für den Beschuss verantwortlich gemacht. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan machte Israel für die hunderten Toten verantwortlich.
Die israelischen Behörden riefen ihre Bürger wegen "der zunehmenden terroristischen Bedrohung gegen Israelis im Ausland" dazu auf, die Türkei so schnell wie möglich zu verlassen. Für Israelis gilt für Reisen in die Türkei nun die höchste Warnstufe.
Das Auswärtige Amt in Berlin hob am Mittwoch in seinen Reisehinweisen für die Türkei hervor, dass es dort zu "spontanen, pro-palästinensischen Protestkundgebungen und gewaltsamen Ausschreitungen" kommen könne. Deutsche Staatsbürger sollten "Demonstrationen und größere Menschenansammlungen" meiden und sich "besonders vorsichtig" verhalten.
In Jordanien demonstrierten am Mittwoch erneut etwa 5000 Menschen vor der israelischen Botschaft. Am Dienstagabend hatten Demonstranten versucht, die Botschaft in Amman zu stürmen. Angesichts der neuen Demonstration riegelten Sicherheitskräfte am Mittwoch die Zufahrtsstraßen ab, doch nahm die Zahl der Teilnehmer laut AFP-Korrespondenten offenbar trotzdem zu.
In Jordanien leben viele palästinensische Flüchtlinge, die jordanische Regierung macht ebenso wie andere muslimische Länder Israel für den Raketeneinschlag im Ahli-Arab-Krankenhaus verantwortlich. Jordanien sagte auch ein für Mittwoch geplantes Vierer-Gipfeltreffen seines Königs Abdullah II. mit US-Präsident Joe Biden, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem ägyptischen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi ab.
Im Iran versammelten sich am frühen Mittwochmorgen hunderte Demonstranten vor der britischen und der französischen Botschaft in Teheran und forderten den "Tod Englands und Frankreichs", wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Israel und die USA haben in der Islamischen Republik keine Botschaft. Zudem demonstrierten auf einem zentralen Platz der iranischen Hauptstadt mehrere tausend aufgebrachte Menschen.
Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon rief für Mittwoch einen "Tag der Wut" aus. Auch in der libanesischen Hauptstadt Beirut demonstrierten hunderte Menschen vor der US-Botschaft und skandierten "Tod für Amerika" und "Tod für Israel".
In Tunis war die französische Botschaft Ziel des Zorns und von Protesten, tausende Demonstranten forderten die Ausweisung des französischen Botschafters aus Tunesien. Frankreich wird ebenso wie den USA von vielen Demonstranten vorgeworfen, Israel im Krieg mit der radikalen Palästinenserorganisation Hamas zu unterstützen.
Im von Israel besetzten Westjordanland gingen hunderte Palästinenser auf die Straße. Bei Demonstrationen in Nablus und Ramallah wurden neben palästinensischen Flaggen auch Fahnen der Hamas geschwenkt, die den Gazastreifen kontrolliert. Laut einem AFP-Korrespondenten feuerten in Nablus palästinensische Sicherheitskräfte Tränengas auf Protestierende, als diese das Stadtzentrum verlassen wollten.
Einige Demonstranten verspotteten Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, dessen gemäßigtere Fatah-Bewegung eine Rivalin der Hamas ist und von manchen Palästinensern wegen ihrer Zusammenarbeit mit Israel kritisiert wird. "Nieder, nieder mit Abbas", riefen die Protestierenden.
Q.Marshall--TNT