The National Times - Eine Million Menschen im Gazastreifen auf der Flucht - Rufe nach humanitärer Hilfe

Eine Million Menschen im Gazastreifen auf der Flucht - Rufe nach humanitärer Hilfe


Eine Million Menschen im Gazastreifen auf der Flucht - Rufe nach humanitärer Hilfe
Eine Million Menschen im Gazastreifen auf der Flucht - Rufe nach humanitärer Hilfe / Foto: © AFP

Trotz der wachsenden Sorge um die Lage der Menschen im Gazastreifen ist humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung in dem Palästinensergebiet weiterhin nicht in Sicht. Die israelische Regierung erklärte am Montag, es gebe keine Feuerpause, um Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen und Ausländern die Ausreise zu ermöglichen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte vor einer humanitären "Katastrophe" in dem Palästinensergebiet. Die Bundesregierung richtete derweil eine scharfe Warnung an den Iran.

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Derzeit gebe es weder eine Feuerpause noch humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen im Austausch für die Ausreise von Ausländern, erklärte das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Montag. Auch die Hamas dementierte Berichte über eine Waffenruhe.

Die israelische Armee nahm den Gazastreifen nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober unter Dauerbeschuss und riegelte das dicht besiedelte Küstengebiet vollständig ab. Die Lieferung von Treibstoff, Lebensmitteln und Trinkwasser wurde gestoppt. Nach israelischen Angaben wurde am Sonntag die Wasserversorgung im Süden des Gazastreifens wiederhergestellt.

Die israelische Armee bereitet eine großangelegte Bodenoffensive im Gazastreifen vor und wartet nach eigenen Angaben auf eine "politische Entscheidung" für den Beginn des Einsatzes. Israel hatte die Bewohner im Norden des Gebiets zuvor zur Flucht in den Süden aufgerufen.

Mit hastig zusammengerafften Sachen, auf Motorrädern, in Autos, Anhängern oder mit Esels-Karren flohen seitdem hunderttausende Palästinenser in den Süden des Küstenstreifens. Nach Schätzungen der UNO wurden bislang rund eine Million Menschen im Gazastreifen vertrieben.

Die israelische Armee, die weitere Soldaten rund um den Gazastreifen zusammenzog, setzte ihre Angriffe auf die Fluchtwege vom Norden in den Süden des Gebiets am Montagvormittag nach eigenen Angaben aus. US-Präsident Joe Biden warnte Israel vor einer Besatzung des Gazastreifens. Dies wäre "ein großer Fehler", sagte er dem Sender CBS. Er unterstützte aber eine Invasion zur "Ausschaltung der Extremisten" von der Hamas.

Die Abriegelung des Palästinensergebiets schürte international Befürchtungen einer humanitären Katastrophe. Der Nahe Osten stehe "am Rande des Abgrunds, warnte UN-Generalsekretär António Guterres am Sonntag. Dem Gazastreifen gingen "Wasser, Strom und andere lebenswichtige Güter aus".

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte am Montag, es drohe eine "echte Katastrophe" im Gazastreifen. Es stünden nur noch für "24 Stunden Wasser, Strom und Treibstoff" zur Verfügung. US-Außenminister Anthony Blinken, der am Montag erneut nach Israel reiste, betonte, "die Zivilbevölkerung sollte nicht unter den Gräueltaten der Hamas leiden".

Frankreich und Ägypten verlangten die Öffnung des Grenzübergangs Rafah, um Hilfslieferungen in den Gazastreifen und die Ausreise von Ausländern aus dem Palästinensergebiet zu ermöglichen. Der ägyptische Außenminister Sameh Schukri sagte jedoch, Israel habe "bislang kein Signal" für eine Öffnung gegeben. Auch die Arabische Liga forderte "sichere Korridore" für Hilfslieferungen.

Der Grenzübergang Rafah, der von der israelischen Luftwaffe Anfang vergangener Woche binnen 24 Stunden dreimal bombardiert worden war, war am Montag weiterhin geschlossen. Hunderte Palästinenser warteten dort auf eine Ausreise. Auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel stauten sich zudem lange Lkw-Konvois mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen.

Bei dem Angriff der Hamas wurden nach israelischen Angaben mehr als 1400 Menschen in Israel getötet. Die Kämpfer verschleppten demnach auch 199 Menschen in den Gazastreifen. Unter den Entführten sind auch mehrere Deutsche.

Am Montag wurde in Jerusalem, Tel Aviv und anderen israelischen Städten erneut Luftalarm wegen Raketenangriffen ausgelöst. Die erste Sitzung des israelischen Parlaments nach der Sommerpause musste unterbrochen werden und die Abgeordneten suchten einen Schutzraum auf. Auch die Lage im Norden Israels blieb äußerst angespannt. Am Montag kündigte Israel die Evakuierung von Ortschaften in einem zwei Kilometer breiten Streifen an der Grenze zum Libanon an.

Die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon hatte sich in den vergangenen Tagen zu mehreren Raketenangriffen auf Nordisrael bekannt, Israel hatte daraufhin Ziele im Südlibanon angegriffen. Die USA warnten vor dem Entstehen einer zweiten Front zwischen Israel und dem Libanon.

Die Bundesregierung richtete unterdessen eine scharfe Warnung an den Iran, der als enger Verbündeter der Hamas gilt. "Jeder, der in dieser Situation mit dem Feuer spielt, Öl ins Feuer gießt oder auf andere Weise zündelt, sollte sich das genau überlegen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Er bezog sich dabei ausdrücklich auf den Iran. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will Berichten zufolge am Dienstag nach Israel reisen.

Nach Angaben des Auswärtigen Amts wurden seit Beginn des Kriegs rund 3000 Deutsche von Seiten der Bundesregierung zurück nach Deutschland gebracht. Die USA starteten am Montag eine Evakuierungsaktion per Schiff, um US-Bürgern die Ausreise aus Israel zu ermöglichen.

T.Bailey--TNT

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