Stichwahl um Präsidentenamt in Ecuador begonnen
In Ecuador hat am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt begonnen. Die Wahl findet in einem Klima der Angst statt, nachdem ein aussichtsreicher Kandidat inmitten eines Drogenkriegs vor zwei Monaten im Wahlkampf erschossen wurde.
Die Wähler können entscheiden zwischen der ersten Frau als Präsidentin oder dem jüngsten Staatschef in der Geschichte des Landes: Die linksgerichtete Anwältin Luisa González bewirbt sich ebenso um das Amt wie der 35-jährige rechtsgerichtete Millionär Daniel Noboa. Beide Bewerber waren angesichts der Kriminalitätswelle im Wahlkampf in kugelsicheren Westen und unter hohen Sicherheitsvorkehrungen aufgetreten.
Die 45-jährige González, Erbin der Politik des wegen Korruption verurteilten Ex-Präsidenten Rafael Correa, war mit 34 Prozent der Stimmen als Favoritin aus der ersten Wahlrunde hervorgegangen. Der von rechtskonservativen Kreisen unterstützte Noboa kam mit 23 Prozent auf den zweiten Platz. Umfragen sagten für die Stichwahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus.
Der aussichtsreiche Kandidat Fernando Villavicencio, der als Journalist gegen die Korruption in Ecuador gekämpft hatte, war vor zwei Monaten im Wahlkampf erschossen worden. Sieben Verdächtige in dem Fall wurden später in Haft ermordet. Ecuador wird von einer Welle der Gewalt von Drogenbanden heimgesucht, die Mordrate liegt bei fast 40 Morden pro 100.000 Einwohner.
Die Wahllokale schließen um 17.00 Uhr Ortszeit (24.00 Uhr MESZ), erste Ergebnisse werden im Anschluss erwartet. Rund 13,4 Millionen der 16,9 Millionen Ecuadorianer waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Rund 100.000 Soldaten und Polizisten waren im Einsatz, um die Sicherheit der Wahl zu gewährleisten. Kandidaten und Journalisten waren im Wahlkampf mit schusssicheren Westen, Helmen und gepanzerten Fahrzeugen unterwegs gewesen. Viele erhielten Morddrohungen.
Der Wahlsieger wird nur 16 Monate im Amt sein - bis zum Ende der Amtszeit des derzeitigen Präsidenten Guillermo Lasso. Lasso hatte die Wahl angesetzt, um einem drohenden Amtsenthebungsverfahren wegen Korruptionsvorwürfen zu entgehen.
V.Allen--TNT