Rückholaktion für Deutsche in Israel: Erster Sonderflug in Tel Aviv gestartet
Fünf Tage nach Beginn des Großangriffs der Hamas ist die Rückholaktion für in Israel gestrandete Deutsche angelaufen. Eine erster Sonderflug mit Ziel Frankfurt sei am Donnerstag mit 372 Deutschen an Bord in Tel gestartet, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Im Laufe des Tages und am Freitag sind weitere Sonderflüge geplant. Auch anderer Länder arbeiteten unter Hochdruck daran, ihre Staatsbürger angesichts des Kriegs zwischen der Hamas und Israel in ihre Heimat zurückzubringen.
Am Donnerstag starteten je zwei Lufthansa-Maschinen von Frankfurt am Main und München nach Tel Aviv. Sie wurden ab dem Nachmittag wieder in Deutschland zurückerwartet. Für Freitag sind vier weitere Sonderflüge geplant.
Am Donnerstagnachmittag soll nach Angaben des Auswärtigen Amts außerdem eine Fähre bereitgestellt werden, um Deutsche nach Zypern zu bringen. Am Mittwoch waren bereits rund hundert Deutsche von Tel Aviv aus mit Bussen in die jordanische Hauptstadt Amman gebracht worden, wie der deutsch Botschafter in Israel, Steffen Seibert, im Onlinedienst X, ehemals Twitter, mitteilte.
Ein Sprecher des Außenministeriums sagte am Mittwoch, auf der Krisenliste der deutschen Botschaft in Israel hätten sich rund 5000 Menschen eingetragen. Er konnte aber nicht sagen, ob all diese Menschen ausreisen wollten.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete über Probleme bei der Buchung der Sonderflüge. Die dafür eingerichtete Hotline sei nach der Freischaltung am Mittwoch überlastet gewesen. Die Callcenter arbeiteten "mit Hochdruck die vielen Anrufe ab", erklärte dazu die Lufthansa. "Trotz erhöhter Kapazitäten lassen sich Wartezeiten jedoch leider nicht vermeiden."
Die Lufthansa hatte ihre regulären Israel-Flüge wegen der Kämpfe im Nahen Osten bis einschließlich Samstag eingestellt. Die Fluggesellschaft prüft nun, ob lagebedingt ab Sonntag wieder Linienflüge möglich sind.
Die radikalislamische Hamas hatte am Samstag einen Großangriff gegen Israel gestartet. Sie schoss tausende Raketen auf Israel ab und drang mit hunderten Kämpfern in das Land ein. Die Angreifer nahmen rund 150 Geiseln, darunter offenbar auch mehrere Menschen mit deutscher und israelischer Staatsbürgerschaft.
"Wir arbeiten mit ganzer Kraft daran, dass alle Geiseln wieder freikommen", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag in seiner Regierungserklärung im Bundestag. Er befürchte, "dass die Hamas sie in den nächsten Wochen weiter als menschliche Schutzschilde missbrauchen wird".
Die israelische Armee hatte den Gazastreifen als Reaktion auf den Hamas-Angriff unter Dauerbeschuss genommen. In dem Palästinensergebiet wurden nach Angaben der örtlichen Behörden mehr als 1200 Menschen getötet.
Die ersten Länder hatten bereits unmittelbar nach Beginn des Hamas-Angriffes Rückholaktionen für gestrandete Staatsbürger gestartet. So landeten schon am Montag drei Militärflugzeuge mit aus Israel evakuierten polnischen Staatsbürgern in Warschau. Auch mehrere andere EU-Länder organisierten seitdem Sonderflüge und brachten hunderte Menschen in ihre Heimatländer zurück.
Die österreichische Regierung evakuierte nach eigenen Angaben am Mittwochabend 98 Menschen aus Tel Aviv. An Bord des Flugzeugs waren neben 83 Österreichern demnach auch Angehörige anderer Staaten, unter ihnen Deutsche.
Frankreich kündigte für Donnerstag den ersten Sonderflug an. Er soll am Abend aus Israel in Paris eintreffen. Weitere Flüge sind nach Angaben des Außenministeriums in Paris für Freitag und Samstag geplant.
L.A.Adams--TNT