US-Soldat Travis King nach Grenzübertritt von Nordkorea ausgewiesen
Der im Juli in einem spektakulären Vorfall aus Südkorea nach Nordkorea übergetretene US-Soldat Travis King ist von Pjöngjang ausgewiesen worden. "Ich habe gute Nachrichten, ich kann bestätigen, dass der Gefreite Travis King sich in US-Gewahrsam befindet", sagte ein US-Regierungsvertreter am Mittwoch. Zuvor hatte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtet, King solle ausgewiesen werden. Das habe die zuständige Stelle nach Abschluss der Ermittlungen beschlossen.
Der Soldat hatte am 18. Juli an der Demilitarisierten Zone zwischen Süd- und Nordkorea die Grenze zwischen den beiden verfeindeten Staaten übertreten. King hatte eigentlich nach einer Schlägerei, einer Auseinandersetzung mit der Polizei und einem Gefängnisaufenthalt in Südkorea in die USA geflogen werden sollen.
Er konnte sich aber vom Flughafen absetzen und einer Besichtigungstour an der Demilitarisierten Zone anschließen. Dort trat er über die Grenze. An der Stelle wird die hoch gesicherte Grenze zwischen beiden Ländern nur durch eine niedrige Betonmauer markiert.
Im August meldete KCNA, King habe ein Geständnis abgelegt und zugegeben, "illegal" nach Nordkorea gekommen zu sein. Der Afroamerikaner habe damit "der unmenschlichen Misshandlung und Rassendiskriminierung in der US-Armee" entgehen wollen. Rasch wurden Befürchtungen hinsichtlich der Behandlung des Soldaten im international isolierten Nordkorea laut - und Sorgen, Pjöngjang könnte King als Druckmittel gegen die USA einsetzen oder zu Propagandazwecken missbrauchen.
Außerdem wurden Erinnerungen an den Fall des US-Studenten Otto Warmbier wach. Warmbier war während einer Nordkorea-Reise 2016 wegen des angeblichen Diebstahls eines Propaganda-Posters zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. In nordkoreanischer Haft fiel er unter ungeklärten Umständen ins Koma und wurde schließlich von Nordkorea freigelassen. Wenige Tage nach seinem Rücktransport in die USA im Juni 2017 starb der 22-Jährige.
US-Soldat King wurde nun nach etwas mehr als zwei Monaten aus Nordkorea ausgewiesen. Die genauen Hintergründe und Umstände der Ausweisung Kings waren am Mittwoch zunächst unklar.
Kings Grenzübertritt hatte sich inmitten sehr angespannter Beziehungen zwischen Pjöngjang und Seoul ereignet. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte zu verstärkten Kriegsvorbereitungen und der Massenproduktion verschiedener Waffen und dem Ausbau seines Nukleararsenals aufgerufen.
Die beiden koreanischen Staaten befinden sich technisch gesehen weiterhin im Kriegszustand. Der 1950 ausgebrochene Korea-Krieg endete 1953 mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag.
A.Parker--TNT