The National Times - Bundesregierung ringt bis zuletzt um Haltung zu EU-Taxonomie

Bundesregierung ringt bis zuletzt um Haltung zu EU-Taxonomie


Bundesregierung ringt bis zuletzt um Haltung zu EU-Taxonomie
Bundesregierung ringt bis zuletzt um Haltung zu EU-Taxonomie

Die Bundesregierung hat bis zuletzt um die Stellungnahme Deutschlands zu den Plänen der EU-Kommission zur Einstufung von fossilem Gas als "nachhaltig" gerungen. Auch zum Abschluss der Kabinettsklausur am späten Freitagnachmittag lag offensichtlich noch kein abschließender Text vor. "Der Tag ist ja noch lang", sagte Vizekanzler Robert Habeck (Grüne).

Textgröße ändern:

Die Frist für die Abgabe der Stellungnahme läuft an diesem Freitag um Mitternacht ab. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versicherte nach der Klausur, dies werde auch eingehalten. "Die Bundesregierung hat in dieser Frage immer gemeinsam agiert und wird es auch fristgerecht weiter tun", sagte er auf der gemeinsamen Abschluss-Pressekonferenz mit Habeck und Finanzminister Christian Lindner (FDP).

"Wir sind da sehr geschlossen", sagte auch Habeck. Es gebe die gemeinsame Auffassung, dass die Vorlage der EU-Kommission zur Einstufung von Atomkraft und Erdgas als nachhaltig "nicht nötig gewesen wäre". Auch sei sich die Regierung einig, "dass die Einstufung von Atomkraft als nachhaltig falsch ist".

Zum Gas sagte Habeck, es sei richtig, dass Infrastruktur für Gaskraftwerke benötigt werde. Diese müsse allerdings auf den Einsatz von Wasserstoff statt Erdgas vorbereitet sein. "Wir brauchen eine Infrastruktur, die gasförmige Stoffe verfeuert", sagte der Grünen-Minister. Mangels Wasserstoff werde das zunächst Erdgas sein, "dann wird so schnell wie möglich umgestellt".

"Die Bundesregierung wird in ihrer Stellungnahme die feste Überzeugung vertreten, dass Kernenergie nicht als nachhaltig einzustufen ist", hatte auch Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann bereits am Mittag gesagt. "Wir halten die Technologie für zu gefährlich", sagte sie; zudem sei die Endlagerfrage weiterhin nicht geklärt. Vorsichtiger äußerte sich Hoffmann zur Einstufung von Gas. "Grundsätzlich betrachtet die Bundesregierung diese Technologie als Brückentechnologie", sagte die Regierungssprecherin.

Vor allem die Grünen drängen darauf, fossiles Gas unabhängig von dessen Brückenfunktion nicht als "nachhaltig" einzustufen. Vor allem Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat sich wiederholt in diesem Sinne geäußert.

Ebenfalls noch offen war zunächst, ob die Stellungnahme, wenn sie denn vorliegt, veröffentlicht wird. Eigentlich sei dies nicht üblich, sagte Hoffmann. In diesem konkreten Fall sei aber noch nicht entschieden, ob es doch eine Veröffentlichung geben werde.

Umweltverbände drängten erneut darauf, weder Atomkraft noch fossilem Gas ein Nachhaltigkeitssiegel zu geben. "Olaf Scholz muss Farbe bekennen, wie ernst es ihm mit echten Klima- und Umweltschutz ist", forderten BUND, Campact, Deutsche Umwelthilfe (DUH), Greenpeace, Nabu und weitere Organisationen den Bundeskanzler auf. Ein Aufruf der Verbände wird bisher nach deren Angaben von 330.000 Bürgerinnen und Bürgern unterstützt. Sie pochten auch auf die Veröffentlichung der Stellungnahme der Regierung.

Unabhängig vom Inhalt der deutschen Stellungnahme ist fraglich, ob die Bundesregierung die EU-Pläne stoppen kann. Bislang haben sich nur wenige EU-Staaten öffentlich gegen die Einstufung von Atomkraft und Erdgas als nachhaltig gestellt. Allerdings drohen mehrere Staaten mit Klagen vor allem hinsichtlich der Atomkraft und auch im EU-Parlament wird über die Vorlage der Kommission kontrovers diskutiert.

A.M.Owen--TNT

Empfohlen

Israel und Hamas werfen sich gegenseitig Gefährdung der Waffenruhe vor

Nach der siebten Geiselfreilassung am Samstag hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die "demütigenden" Hamas-Inszenierungen angeprangert und die geplante Freilassung palästinensischer Häftlinge vorerst gestoppt. Es sei entschieden worden, die für Samstag geplante "Freilassung von Terroristen zu verschieben, bis die Freilassung der nächsten Geiseln ohne demütigende Zeremonien sichergestellt ist", teilte Netanjahus Büro am Sonntag mit. Die radikalislamische Hamas warf Israel eine Gefährdung der Waffenruhe vor.

Drei Jahre Ukraine-Krieg: Selenskyj ruft Westen zu Zusammenhalt auf

Zum dritten Jahrestag des Ukraine-Kriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Zusammenhalt der USA und Europas aufgerufen. Einen "dauerhaften und gerechten Frieden für die Ukraine" zu erreichen, sei nur mit der "Einigkeit aller Partner" möglich, schrieb Selenskyj in einer am Sonntag veröffentlichten Botschaft im Onlinedienst Telegram. Die Ukraine meldete derweil mit 267 russischen Drohnen in einer Nacht den größten Angriff seit Kriegsbeginn. Der Kreml kündigte ein weiteres Treffen mit US-Diplomaten an.

Wahlbeteiligung in den Wahllokalen bis 14.00 Uhr bei 52 Prozent

Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl ist zumindest in den Wahllokalen bis 14.00 Uhr deutlich höher ausgefallen als im Jahr 2021. Bis zum frühen Nachmittag gaben am Sonntag rund 52 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, wie die Bundeswahlleiterin Ruth Brand mitteilte. 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt nur 36,5 Prozent gewesen.

Moskau kündigt Treffen mit US-Diplomaten "Ende der Woche" an

Die USA und Russland werden nach Angaben aus Moskau ihre direkten Gespräche in den kommenden Tagen fortsetzen. "Ende der Woche" werde es ein Treffen zwischen Abteilungsleitern der Außenministerien beider Länder geben, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass am Sonntag den russischen Vize-Außenminister Sergej Riabkow. Von dem Treffen "erwarten wir uns wirkliche Fortschritte", erklärte Riabkow.

Textgröße ändern: