The National Times - Am Kopf verbundene siamesische Zwillinge in Brasilien in OP-Marathon getrennt

Am Kopf verbundene siamesische Zwillinge in Brasilien in OP-Marathon getrennt


Am Kopf verbundene siamesische Zwillinge in Brasilien in OP-Marathon getrennt
Am Kopf verbundene siamesische Zwillinge in Brasilien in OP-Marathon getrennt / Foto: © Fitamarela/AFP

Nach einer extrem komplizierten Operation können sich Arthur und Bernardo Lima zum ersten Mal persönlich in die Augen schauen: Die Zwillinge waren vor knapp vier Jahren an den Köpfen zusammengewachsen in Brasilien zur Welt gekommen und wurden nun von einem riesigen Ärzteteam voneinander getrennt. "Es war die schwierigste, komplexeste und herausforderndste Operation meiner Karriere", sagte der Neurochirurg Gabriel Mufarrej am Montag über den Eingriff in Rio de Janeiro.

Textgröße ändern:

"Anfangs hat niemand gedacht, dass es möglich ist", schilderte Mufarrej die Herausforderung, die siamesischen Zwillinge zu trennen. "Beide zu retten war eine historische Errungenschaft."

Arthur und Bernardo haben den Großteil ihres Lebens in einem Krankenhaus in Rio de Janeiro in einem speziell angefertigten Bett verbracht. Ihre Mutter reagierte mit Tränen der Erleichterung auf die geglückte Trennung. "Wir haben vier Jahre lang im Krankenhaus gelebt", wurde sie in einer Mitteilung zitiert.

Um die siamesischen Zwillinge zu trennen, waren insgesamt neun Operationen notwendig. Ermöglicht wurden sie durch die in London ansässige Hilfsorganisation Gemini Untwined. Der abschließende Eingriff fand im Hirnzentrum IECPN bereits Anfang Juni statt. Fast 100 Ärzte und andere Fachkräfte waren an der 23-stündigen OP beteiligt. Erschwert wurde der Eingriff durch die Tatsache, dass die Zwillinge wichtige Gehirngefäße teilten.

Die 2018 geborenen Geschwister aus dem nordbrasilianischen Bundesstaat Roraima, die bald vier Jahre alt werden, waren sogenannte Craniopagus-Zwillinge. Das bedeutet, dass sie am Kopf verbunden waren, was sehr selten ist.

Zur Vorbereitung der Eingriffe nutzten die Chirurgen auch virtuelle Realität. Mit Gehirn-Scans erschufen sie eine Art Karte der Köpfe von Arthur und Bernardo. Damit übten die beteiligten Ärzte in Brasilien und Großbritannien auf beiden Seiten des Atlantiks die Operationen im Vorfeld.

Der an dem Projekt beteiligte britische Chirurg Noor ul Owase Jeelani von Gemini Untwined sprach von "Weltraum"-Technologie. "Es ist einfach wundervoll, es ist großartig, die Anatomie zu sehen und die Operation (virtuell) vorzunehmen, bevor die Kinder irgendeinem Risiko ausgesetzt werden", sagte er der britischen Nachrichtenagentur PA.

Nach den erfolgreichen Operationen veröffentlichte Fotos und Videos zeigen die Geschwister in einem Krankenbett, wie sie sich an den Händen halten. Die Jungen erholen sich nach wie vor von den Eingriffen, außerdem könnten künftig zusätzliche Operationen nötig sein. Beiden Brüdern fällt das Sprechen schwer, Bernardo hat zudem motorische Defizite an der rechten Körperhälfte.

"Es wird Zeit brauchen, bis sie da sind, wo wir sie haben wollen", sagte IECPN-Chirurg Mufarrej. "Aber ich glaube an sie."

L.Graham--TNT

Empfohlen

Lauterbach: Elektronische Patientenakte "extrem sicher"

Vor der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) am 29. April hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Sicherheitsbedenken zurückgewiesen. Die ePA sei "extrem sicher", sagte Lauterbach am Mittwoch bei einem Pressestatement in Berlin. Im internationalen Vergleich sei sie "eine der sichersten, vielleicht die sicherste elektronische Patientenakte". Es sei lange daran gearbeitet worden, zu verhindern, dass Daten abgegriffen werden können. "Diese Gefahr ist gebannt", sagte Lauterbach.

AOK-Umfrage: Mehr als jeder dritte Deutsche erhält Diagnose Allergie

Mehr als jeder dritte Deutsche erhält laut einer AOK-Umfrage die Diagnose Allergie. Insgesamt 36 Prozent berichten von einer ärztlich diagnostizierten Allergie, wobei die Mehrheit Heuschnupfen hat, wie der Bundesverband der Krankenkasse am Mittwoch in Berlin mitteilte.

TÜV-Verband: Weniger Röntgengeräte mit Mängeln - Risiken bleiben aber

Jedes achte vom TÜV im vergangenen Jahr geprüfte medizinische Röntgengerät hat Mängel aufgewiesen. Die Gutachter stellten an 1893 der insgesamt rund 15.600 untersuchten Röntgengeräte Mängel wie etwa unzureichend gekennzeichnete Kontrollbereiche fest, wie der TÜV-Verband am Mittwoch in Berlin mitteilte. Die höchste Mängelquote wiesen Röntgengeräte in Zahnarztpraxen auf.

Statistik: Gesundheitsausgaben 2023 wegen auslaufender Coronamaßnahmen gesunken

Auslaufende Coronamaßnahmen haben im Jahr 2023 zu leicht rückläufigen Gesundheitsausgaben geführt. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte, sanken die Gesundheitsausgaben in Deutschland 2023 gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozent oder 396 Millionen Euro auf 500,8 Milliarden Euro. Das waren 6013 Euro je Einwohnerin und Einwohner. Schätzungen zum Jahr 2024 erwarten allerdings wieder einen deutlichen Anstieg.

Textgröße ändern: