The National Times - Kritiker bezeichnen Drogenpolitik unter Ampelregierung als unzureichend

Kritiker bezeichnen Drogenpolitik unter Ampelregierung als unzureichend


Kritiker bezeichnen Drogenpolitik unter Ampelregierung als unzureichend
Kritiker bezeichnen Drogenpolitik unter Ampelregierung als unzureichend / Foto: © AFP/Archiv

In der Drogenhilfe aktive Verbände und Experten habe weitere Reformen in der Drogenpolitik gefordert. Zwar seien einige Fortschritte erkennbar, aber viele Vorhaben der Ampelkoalition seien "unzureichend umgesetzt", sagte der Suchtforscher und Vorsitzende des Akzept-Bundesverbands, Heino Stöver, am Mittwoch anlässlich der Veröffentlichung des sogenannten Alternativen Drogen- und Suchtberichts. Hierfür untersuchten Experten etwa die Teillegalisierung von Cannabis, Maßnahmen gegen Crack- und Opioidkonsum sowie das sogenannte Drugchecking.

Textgröße ändern:

"Gegenwärtig hat Deutschland keinen Plan für den Umgang mit Alkohol, Tabak und Medikamenten", kritisierte Stöver. Die Regierung habe hier keine langfristige Strategie erarbeitet. Eine Regulierung der bei Jugendlichen beliebten Lachgaskartuschen sei ebenfalls nötig. Insgesamt fehle eine "Steuerungsgruppe für Drogenpolitik". Diese müsse Kompetenzen aus den zuständigen Bundesministerien und den Bundesländern bündeln. Auch Wissenschaftliche Experten und Verbände aus der Selbsthilfe sollten dauerhaft einbezogen werden.

Die teilweise Legalisierung von Cannabis sowie die Legalisierung des sogenannten Drugcheckings bezeichnete Höver als richtig. Für das Drugchecking seien allerdings die Bundesländer zuständig - bis auf Mecklenburg-Vorpommern habe kein Land entsprechende Tests ermöglicht. Der Bericht wertet Erfahrungen aus einem Modellprojekt in Berlin aus: Bei der Drogen- und Suchthilfestelle Vista konnten Konsumenten über ein Jahr psychoaktive Substanzen legal auf Wirkstoffgehalt und Verunreinigungen prüfen lassen.

"Die hohe Anzahl auffälliger Proben (47,2 Prozent), vor denen gewarnt wurde, zeigt die Notwendigkeit von Drugchecking als Maßnahme zur Schadensminimierung und zum Gesundheitsschutz", erklärte Vista-Geschäftsführerin Nina Pritszens. Knapp unter 1200 Menschen hätten das Angebot des Drugcheckings genutzt, heißt es in dem Bericht. Über 80 Prozent der Nutzer kamen demnach durch das Drugchecking zum ersten Mal mit der Drogen- und Suchthilfe in Kontakt.

Im Bericht wird auch vor einer möglichen Ausbreitung von synthetischen Opioiden wie Fentanyl in Deutschland gewarnt. Der Wegfall des Opiumanbaus in Afghanistan mache die Verbreitung synthetischer Alternativen wahrscheinlicher. Suchthilfeexperten empfehlen daher, das Konsumverhalten der Drogenszenen zu beobachten und Behandlungen mit Substitutionsmitteln wie Diamorphin oder Naloxon zu erleichtern.

Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl äußerte Stöver die Sorge, "dass das Pendel zurückfällt und wir dahin zurückfallen, wo wir vor drei Jahren waren". Drogenkonsumenten lediglich zum Verzicht aufzurufen, reiche nicht. Es brauche konkrete Hilfsangebote, um deren Gesundheit zu schützen. Maßnahmen wie Drogentests und die Abgabe von medizinischem Cannabis erreichten genau das.

R.Hawkins--TNT

Empfohlen

Bundesrat billigt höheren Beitrag zur Pflegeversicherung

Der Beitrag zur Pflegeversicherung steigt im kommenden Jahr um 0,2 Prozentpunkte. Der Bundesrat stimmte am Freitag in Berlin der Verordnung der Bundesregierung zu. Damit sollen Finanzlücken in den Pflegekassen geschlossen werden.

Brasiliens Präsident Lula kehrt nach Operationen am Kopf nach Brasília zurück

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ist nach Operationen am Kopf am Donnerstag in die Hauptstadt Brasília zurückgekehrt, um dort seine Amtsgeschäfte wieder aufzunehmen. Eine letzte Untersuchung nach den Eingriffen sei "sehr befriedigend" verlaufen, Lula gehe es gut, sagte der Arzt des Präsidenten, Roberto Kalil, vor Journalisten am Krankenhaus in Sao Paulo.

Kompetenzen für Pflegende und Suizidprävention: Kabinett beschließt Gesetzentwürfe

Trotz einer fraglichen Verabschiedung im Bundestag hat das Kabinett am Mittwoch zwei Gesetzentwürfe von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beschlossen. Die Vorhaben zielen auf eine Stärkung der Kompetenzen für Pflegekräfte und eine verbesserte Suizidprävention. "Beide Gesetze waren schon vor dem provozierten Abschied der FDP aus der Koalition weitgehend geeint", sagte Lauterbach in Berlin. Sie hätten "in weiten Teilen" auch die Zustimmung der Opposition.

Kabinett beschließt Gesetzentwurf zur Suizidprävention

Die Bundesregierung will Suizide besser verhindern: Das Kabinett beschloss am Mittwoch einen Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Suizidprävention. "10.000 Menschen nehmen sich jedes Jahr bei uns das Leben. Das können wir nicht weiter hinnehmen", erklärte Lauterbach. Deshalb brauche es eine gut erreichbare Hilfe und eine Bundesfachstelle, die Beratungsangebote vernetzt. Viele Suizide seien vermeidbar, betonte Lauterbach. "Unser Ziel muss sein, so viele Leben zu retten wie möglich."

Textgröße ändern: