The National Times - Kliniken behandelten auch in zweitem Pandemiejahr weniger Notfälle als vor Krise

Kliniken behandelten auch in zweitem Pandemiejahr weniger Notfälle als vor Krise


Kliniken behandelten auch in zweitem Pandemiejahr weniger Notfälle als vor Krise
Kliniken behandelten auch in zweitem Pandemiejahr weniger Notfälle als vor Krise

Auch im zweiten Pandemiejahr sind in Deutschlands Krankenhäusern deutlich weniger Notfälle behandelt worden als vor der Krise. So wurden im vergangenen Jahr neun Prozent weniger Herzinfarkte behandelt als 2019, wie aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Krankenhausreport des wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) hervorgeht. Das war ein noch stärkerer Rückgang als 2020 mit damals minus sieben Prozent.

Textgröße ändern:

Auch die Zahl der Schlaganfall-Notfallbehandlungen lag 2021 um sieben Prozent niedriger als 2019, was der Studie zufolge "Anlass zur Sorge" gibt. 2020 betrug der Rückgang fünf Prozent. Vor allem schwerere Fälle erreichten die Kliniken. "Die Verschiebung hin zu einem höheren Anteil schwererer Fälle mit höherer Sterblichkeit ist ein Hinweis darauf, dass Patientinnen und Patienten mit milderen Symptomen vielfach nicht oder nur verzögert den Rettungsdienst alarmiert haben", erklärte Wido-Geschäftsführer Jürgen Klauber.

Auch bei planbaren Eingriffen sowie bestimmten Krebsoperationen sanken im vergangenen Jahr die Fallzahlen. Bei den Darmkrebsoperationen war der Rückgang mit minus 13 Prozent im Vergleich zu 2019 sogar noch stärker ausgeprägt als im ersten Pandemiejahr 2020 mit minus zehn Prozent.

Außerdem wurden in den Krankenhäusern pandemiebedingt weniger Darmspiegelungen zur Krebsvorsorge vorgenommen - 15 Prozent weniger im Jahr 2020, 18 Prozent weniger im ersten Halbjahr 2021. Brustkrebsoperationen gingen im vergangenen Jahr um ein Prozent zurück, im Jahr zuvor hatte der Rückgang noch bei fünf Prozent gelegen.

Es sei zu befürchten, dass ausbleibende Diagnosen und eine spätere Behandlung "zu mehr schweren Krebserkrankungen, höheren Tumorstadien bei der Erstdiagnostik und einer Erhöhung der Sterblichkeit führen", betonte Klauber. Ähnliche Befürchtungen hatten auch schon Krebsexperten geäußert.

Bei planbaren Operationen wie dem Einsetzen künstlicher Hüftgelenke gingen die Zahlen im vergangenen Jahr ähnlich stark zurück wie im ersten Pandemiejahr. Hüftgelenkoperationen sanken 2021 im Vergleich zu 2019 um zehn Prozent und Eingriffe zur Entfernung der Gebärmutter bei gutartigen Erkrankungen um 16 Prozent.

Auffällig ist der Studie zufolge der anhaltende Einbruch bei Mandelentfernungen mit minus 49 Prozent in 2021. Die Studie sieht darin ein Indiz, dass in der Pandemie auch die Überversorgung bei diesen Eingriffen abgebaut wurde.

Insgesamt sanken die Krankenhausfallzahlen bei körperlichen und organischen Beschwerden im vergangenen Jahr gegenüber 2019 um 14 Prozent. In der aktuellen Omikron-Welle brachen die Fallzahlen im Januar und Februar 2022 erneut um 22 Prozent ein - das ist das zweithöchste Minus aller Pandemiewellen. Als Hauptgrund dafür sieht die AOK die Personalengpässe in den Kliniken aufgrund der hohen Infektionszahlen und die Absage von Behandlungen und Operationen.

Als Konsequenz aus der Pandemie fordert die AOK mehr Spezialisierung der Kliniken. "Gerade ein herausforderndes Krankheitsbild wie Covid-19 braucht eine Versorgung durch spezialisierte und routinierte Behandlungsteams an gut ausgestatteten Kliniken", erklärte die Vorstandsvorsitzende Carola Reimann.

Demnach behandelte ein Viertel der Kliniken in Deutschland etwa 62 Prozent der schwer erkrankten Covid-19-Patienten, zugleich gibt es auch viele Kliniken, die nur wenige Fälle behandelten. "Die Versorgung dieses Krankheitsbildes ist sehr komplex und auf- wendig und sollte in erster Linie an Schwerpunktzentren mit entsprechender Ausstattung und Erfahrung erfolgen", betonte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin. Er sieht bei der Struktur der Krankenhausversorgung "noch Optimierungspotenzial".

T.Bailey--TNT

Empfohlen

Lauterbach: Wir brauchen die Krankenhausreform jetzt

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die von ihm vorgelegte Krankenhausreform im Bundestag erneut gegen Kritik verteidigt. "Wir brauche diese Reform jetzt", sagte Lauterbach am Donnerstag in der Schlussdebatte über den Gesetzentwurf. Ziel sei ein Umbau des Systems, der Krankenhäuser mit qualitativ hochwertiger Versorgung ebenso schütze wie kleinere Kliniken auf dem Land.

Vergiftungsgefahr: Bundesinstitut warnt vor hochkonzentriertem Koffeinpulver

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat vor Gesundheitsschäden durch hochkonzentriertes Koffeinpulver gewarnt. Als Nahrungsergänzungsmittel angebotene koffeinhaltige Pulver könnten bereits in geringen Mengen schwere Vergiftungen hervorrufen, teilte das BfR in Berlin mit. Eine versehentliche Überdosierung sei leicht möglich.

Wegen Knollenblätterpilzen: Drei Kinder mit Leberversagen in Uniklinik Essen

Nach dem mutmaßlichen Verzehr von Knollenblätterpilzen werden drei Kinder mit akuten Vergiftungssymptomen in der Universitätsklinik Essen behandelt. Bei den in der Nacht zum Dienstag eingelieferten Kindern liege ein akutes Leberversagen vor, wie die Universitätsmedizin Essen mitteilte. Sie benötigten dringend eine Notfalltransplantation.

AOK-Umfrage: Mehr als 80 Prozent der Deutschen haben Rückenprobleme

Mehr als 80 Prozent der Deutschen haben nach eigenen Angaben Rückenprobleme. In einer am Montag in Berlin veröffentlichten Forsa-Umfrage für die AOK gaben 81 Prozent an, im vergangenen Jahr mindestens einmal unter Rückenschmerzen gelitten zu haben. Die meisten kennen zwar die Risikofaktoren, viele beugen aber nicht vor. Zeitmangel und der innere Schweinehund sind demnach die größten Hürden für gezieltes Rückentraining.

Textgröße ändern: