The National Times - Apotheker kritisieren "Sparwahn" bei Arzneimittelversorgung

Apotheker kritisieren "Sparwahn" bei Arzneimittelversorgung


Apotheker kritisieren "Sparwahn" bei Arzneimittelversorgung
Apotheker kritisieren "Sparwahn" bei Arzneimittelversorgung / Foto: © AFP/Archiv

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) hat Politik und Krankenkassen einen "Sparwahn" bei der Arzneimittelversorgung vorgeworfen. Dies sowie steigende Lieferengpässe, eine überbordende Bürokratie und "die immer schneller zurückgehende Zahl der Apotheken vor Ort" verschlechtere die Lage zusehends, sagte Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening am Dienstag in Berlin.

Textgröße ändern:

Nach der Bewältigung der Coronapandemie gebe es mit den "unsäglichen Arzneimittellieferengpässen" die nächste Krise. Diese bedeute für die Apotheken viel Mehrarbeit, die aber nicht zusätzlich vergütet werde. Stattdessen gebe es Honorarkürzungen. Die Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten seien "Sinnbild einer allzu sehr nur auf Ersparnisse ausgerichteten Gesundheitspolitik", kritisierte Overwiening. Sie warf der Bundesregierung Untätigkeit bei Arzneimittelengpässen vor.

Die Abda bekräftigte ihre Forderung nach einer Ausweitung der Entscheidungskompetenzen bei Lieferproblemen. Eine während der Pandemie erlassene Verordnung ermöglichte es den Apotheken, beim Einlösen eines Rezepts ein vorrätiges Ersatzmedikament abzugeben. Diese flexible Regelung zur Arzneimittelabgabe und die "Entscheidungskompetenz" der Apotheker müsse erhalten werden, forderte die Verbandspräsidentin.

Nach neuen Daten der Abda sank die Zahl der Apotheken im vergangenen Jahr um 293 auf bundesweit 18.068. Das sei die geringste Zahl seit rund 40 Jahren. Im ersten Quartal dieses Jahres sei die Zahl weiter rückläufig und auf einem Tiefstand von 17.939 Apotheken angekommen.

Zwar gebe es deutlich mehr Beschäftigte, derzeit rund 160.000. Dies hänge aber mit mehr Teilzeitarbeit und komplexeren Aufgaben durch eine älter werdende Gesellschaft zusammen. Insgesamt sieht die Abda einen "sehr schwerwiegenden" Nachwuchs- und Personalmangel.

Zum Tag der Apotheke am Mittwoch starten Abda, Apothekerkammern und Landesverbände gemeinsam mit dem Berufsnachwuchs die Initiative "Gegen Zukunftsklau", um auf die aus ihrer Sicht prekäre Lage der Apotheken aufmerksam zu machen. Zudem ist für den Mittwoch kommender Woche ein bundesweiter Protesttag geplant, an dem die Apotheken außer den Notdienstapotheken geschlossen bleiben sollen.

P.Sinclair--TNT

Empfohlen

Lauterbach: Wir brauchen die Krankenhausreform jetzt

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die von ihm vorgelegte Krankenhausreform im Bundestag erneut gegen Kritik verteidigt. "Wir brauche diese Reform jetzt", sagte Lauterbach am Donnerstag in der Schlussdebatte über den Gesetzentwurf. Ziel sei ein Umbau des Systems, der Krankenhäuser mit qualitativ hochwertiger Versorgung ebenso schütze wie kleinere Kliniken auf dem Land.

Vergiftungsgefahr: Bundesinstitut warnt vor hochkonzentriertem Koffeinpulver

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat vor Gesundheitsschäden durch hochkonzentriertes Koffeinpulver gewarnt. Als Nahrungsergänzungsmittel angebotene koffeinhaltige Pulver könnten bereits in geringen Mengen schwere Vergiftungen hervorrufen, teilte das BfR in Berlin mit. Eine versehentliche Überdosierung sei leicht möglich.

Wegen Knollenblätterpilzen: Drei Kinder mit Leberversagen in Uniklinik Essen

Nach dem mutmaßlichen Verzehr von Knollenblätterpilzen werden drei Kinder mit akuten Vergiftungssymptomen in der Universitätsklinik Essen behandelt. Bei den in der Nacht zum Dienstag eingelieferten Kindern liege ein akutes Leberversagen vor, wie die Universitätsmedizin Essen mitteilte. Sie benötigten dringend eine Notfalltransplantation.

AOK-Umfrage: Mehr als 80 Prozent der Deutschen haben Rückenprobleme

Mehr als 80 Prozent der Deutschen haben nach eigenen Angaben Rückenprobleme. In einer am Montag in Berlin veröffentlichten Forsa-Umfrage für die AOK gaben 81 Prozent an, im vergangenen Jahr mindestens einmal unter Rückenschmerzen gelitten zu haben. Die meisten kennen zwar die Risikofaktoren, viele beugen aber nicht vor. Zeitmangel und der innere Schweinehund sind demnach die größten Hürden für gezieltes Rückentraining.

Textgröße ändern: