Gefährliche Körperverletzung: Anklage gegen Kinderpsychiater in Bonn zugelassen
Weil er Kindern und Jugendlichen ein Medikament ohne medizinische Notwendigkeit verschrieben haben soll, wird sich ein Kinderpsychiater vor dem Landgericht Bonn verantworten müssen. Das Gericht in der nordrhein-westfälischen Stadt ließ eine entsprechende Anklage gegen den 69-Jährigen zu, wie es am Mittwoch mitteilte. Ihm wird gefährliche Körperverletzung durch Beibringung von Gift vorgeworfen. Die 36 Taten sollen sich zwischen 2004 und 2021 ereignet haben.
Bei dem Angeklagten handelt es sich nach AFP-Informationen um den umstrittenen Bestsellerautor und Kinderpsychiater Michael Winterhoff. Laut Anklage verschrieb der Mediziner 36 Kindern und Jugendlichen ein Medikament als Dauerbehandlung, ohne dass dies medizinisch angezeigt war. Dabei handelte es sich um das Psychopharmakon Pipamperon beziehungsweise das entsprechende Nachahmerpräparat Dipiperon.
Der Angeklagte verordnete das Medikament laut Anklage aufgrund der Diagnose "frühkindlicher Narzissmus". Viele Patienten sollen an Nebenwirkungen gelitten haben - etwa starke Gewichtszunahmen, Müdigkeit und Bewegungssteifigkeit.
Die Sorgeberechtigten sollen den Angaben zufolge weder umfassend über Nebenwirkungen noch über die Wirkung des Medikaments aufgeklärt worden sein. Dadurch hätten sie nicht selbstbestimmt über das Medikament entscheiden können.
Durch den sedierenden Effekt des Medikaments sollten die Kinder laut Anklage für von dem Angeklagten vertretene autoritäre Erziehungsmethoden gefügig gemacht werden. Diese Erziehungsmethoden habe er den Erziehungsberechtigten empfohlen. Wann der Prozess beginnt, war noch unklar.
W.Baxter--TNT