The National Times - Bundesgerichtshof: KO-Tropfen kein gefährliches Werkzeug im rechtlichen Sinn

Bundesgerichtshof: KO-Tropfen kein gefährliches Werkzeug im rechtlichen Sinn


Bundesgerichtshof: KO-Tropfen kein gefährliches Werkzeug im rechtlichen Sinn
Bundesgerichtshof: KO-Tropfen kein gefährliches Werkzeug im rechtlichen Sinn / Foto: © AFP/Archiv

KO-Tropfen sind kein gefährliches Werkzeug im Sinn des Strafgesetzbuchs. Das entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in einem am Mittwoch in Karlsruhe veröffentlichten Beschluss. Die Strafe für einen mutmaßlichen Sexualstraftäter muss nun neu verhandelt werden - sie könnte aber am Ende auch höher ausfallen. (Az. 5 StR 382/24)

Textgröße ändern:

Nach den Feststellungen des Landgerichts Dresden tropfte der Mann einer Bekannten und sehr wahrscheinlich auch seiner Verlobten bei einem gemeinsamen Treffen mit einer Pipette KO-Tropfen in ein nichtalkoholisches Getränk. Sein Ziel sei es gewesen, mit ihnen sexuelle Handlungen zu vollziehen und die beiden Frauen dabei zu beobachten.

Er habe billigend in Kauf genommen, dass die Frauen in einen Bewusstseinszustand versetzt würden, in dem sie sich nicht wehren könnten, stellte das Gericht weiter fest. Er habe auch gewusst, dass die Tropfen große Gesundheitsrisiken bis hin zum Tod mit sich brächten.

Nach sexuellen Handlungen, auf die sich die Bekannte sonst nicht eingelassen hätte, sei sie später im Garten auf der Erde liegend gefunden worden und vorübergehend nicht ansprechbar gewesen. Ihr Bewusstsein sei stark getrübt gewesen, außerdem habe sie unter Übelkeit gelitten. Es habe das Risiko bestanden, dass ihre Zunge in den Schlund rutsche oder sie Erbrochenens einatme und so ersticke.

Das Landgericht verurteilte den Mann im März wegen besonders schweren sexuellen Übergriffs und gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und fünf Monaten. Der Angeklagte legte gegen das Urteil Revision beim BGH ein und hatte nun teilweise Erfolg.

Das Landgericht hatte die KO-Tropfen als gefährliches Werkzeug eingestuft. In solchen Fällen kann eine höhere Strafe verhängt werden. Flüssigkeiten könnten aber kein Werkzeug sein, erklärte der BGH. Ein Mittel, das erst nach einem Stoffwechselprozess im Körper sedierend oder narkotisierend wirke, sei rechtlich kein gefährliches Werkzeug.

Eine Körperverletzung werde mit einem gefährlichen Werkzeug begangen, wenn damit unmittelbar von außen auf den Körper eingewirkt werde und das eine erhebliche Verletzung auslösen könne. Auch die Pipette sei aber kein solcher Gegenstand.

Gegen die Einstufung des heimlichen Verabreichens von KO-Tropfen als Gewaltanwendung hatte der BGH dagegen keine Bedenken. Das Landgericht muss nun neu über die Strafe für den Mann verhandeln. Der BGH wies darauf hin, dass diese aus einem anderen Grund höher ausfallen könnte, denn womöglich habe der Mann die Bekannte durch seine Tat in Todesgefahr gebracht. Das liege nicht fern.

Das Landgericht hatte in seinem Urteil eine "abstrakte" Lebensgefahr gesehen. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass das Erstickungsrisiko für die Frau stattdessen als eine konkrete Todesgefahr bewertet würde.

L.Johnson--TNT

Empfohlen

Berichte zu Flugzeugabsturz: Aserbaidschan geht von russischem Raketentreffer aus

Nach dem Absturz eines aserbaidschanischen Passagierflugzeugs in Kasachstan gehen die Behörden Aserbaidschans laut Medienberichten von einem Treffer durch eine russische Boden-Luft-Rakete aus. Der Sender Euronews zitierte Regierungskreise in Aserbaidschans Hauptstadt Baku mit den Angaben, Passagiere und Besatzungsmitglieder der Maschine seien von Splittern einer neben dem Flugzeug explodierenden Rakete getroffen worden. Militär- und Luftfahrtexperten hatten bereits zuvor auf am Wrack des Flugzeugs sichtbare offensichtliche Einschlagslöcher durch Splitter hingewiesen.

Bierflasche mit Reizgasspray geöffnet: 13 Buspassagiere in Lüneburg verletzt

Beim Versuch, eine Bierflasche mit einem Reizgasspray zu öffnen, hat ein 22-Jähriger in Lüneburg 13 Passagiere in einem Bus leicht verletzt. Diese atmeten das aus der beschädigten Sprühdose entwichene Gas ein, wie die Polizei in der niedersächsischen Stadt am Donnerstag mitteilte. Sie sprach von einer "glorreichen Idee".

Unfall mit elf Autos und drei Verletzten auf Autobahn bei Schleiz in Thüringen

Auf der Autobahn 9 bei Schleiz in Thüringen hat sich am Donnerstag ein Unfall mit elf Autos und drei Verletzten ereignet. Ein Mensch wurde schwer verletzt und mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen, wie die Polizei in Schleifreisen mitteilte. Auslöser war demnach schlechte Sicht durch Nebel und die tiefstehende Sonne.

Trauer und viele Fragen nach Absturz von aserbaidschanischem Flugzeug in Kasachstan

Nach dem Absturz eines aserbaidschanischen Passagierflugzeugs in Kasachstan mit 38 Todesopfern dauert die Suche nach der Ursache an. Einige Experten verwiesen auf Schrapnellschäden am Flugzeugwrack, die auf einen versehentlichen Abschuss durch die russische Luftabwehr hindeuten könnten. 29 Menschen hatten das Unglück am Mittwoch überlebt. Am Donnerstag wurde in Aserbaidschan für die Opfer ein Trauertag abgehalten.

Textgröße ändern: