The National Times - Neun-Euro-Ticket sorgt weiter für Diskussionen

Neun-Euro-Ticket sorgt weiter für Diskussionen


Neun-Euro-Ticket sorgt weiter für Diskussionen
Neun-Euro-Ticket sorgt weiter für Diskussionen / Foto: © AFP

Das geplante Neun-Euro-Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stößt in der Branche, bei den Kommunen und bei Umweltverbänden auf ein geteiltes Echo. Zwar sei es einerseits geeignet, die Menschen zu entlasten und Kunden für den ÖPNV zu gewinnen, hieß es am Montag in einer öffentlichen Anhörung des Verkehrsausschusses des Bundestages zum entsprechenden Gesetzentwurf der Ampel-Fraktionen. Allerdings müsse der Nahverkehr auch strukturell und langfristig ausgebaut werden.

Textgröße ändern:

Das Ticket ist Teil des Entlastungspakets für die Bürgerinnen und Bürger, das die Bundesregierung zur Abfederung der enorm gestiegenen Energiekosten auf den Weg gebracht hat. Am Donnerstagabend befasst sich der Bundestag mit der Änderung des Regionalisierungsgesetzes, in dem das Neun-Euro-Ticket enthalten ist; am Freitag soll dann der Bundesrat abstimmen, damit das Gesetz zum kommenden Monat in Kraft treten kann.

Gelten soll das Ticket für jeweils neun Euro pro Monat bundesweit im ÖPNV für den Zeitraum Juni, Juli und August. Dabei will der Bund die prognostizierten Ticket-Mindereinnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro den Ländern zwar vollständig erstatten. Ein Streitpunkt ist aber, dass die Länder auf mehr Geld vom Bund auch über die erwarteten Einnahmeausfälle durch die zeitweilige Absenkung der Ticketpreise hinaus dringen - unter anderem wegen der höheren Energiepreise für die Verkehrsbetriebe. So hatte zuletzt etwa der Baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) vor einem Aus für das Neun-Euro-Ticket im Bundesrat gewarnt.

Am Montag im Verkehrsausschuss betonten Vertreter der Verkehrsverbünde, dass mit dem Neun-Euro-Ticket viele der in der Corona-Pandemie verloren gegangenen Kunden zurückgewonnen werden könnten. Auf Dauer sei für die Kundenbindung allerdings die Leistungsfähigkeit des ÖPNV die entscheidende Größe, gab José Luis Castrillo vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zu bedenken. Die geplante Evaluation des Neun-Euro-Tickets und die Beobachtung des Nutzungsverhaltens könnten hierfür wichtige Anhaltspunkte liefern, fügte er hinzu.

Robert Dorn vom Bundesverband Schienen-Nahverkehr zeigte sich überzeugt, dass durch das Neun-Euro-Ticket nicht nur Kunden zurückgewonnen, sondern auch Autofahrer vom ÖPNV überzeugt werden könnten. Zugleich warnte er davor, dass die Regionalisierungsmittel nicht ausreichten - im Gesetz müsse verankert werden, dass der Bund gegebenenfalls weitere Finanzmittel nachschieße.

Eine deutliche und dauerhafte Erhöhung der Regionalisierungsmittel forderte Jens Hilgenberg von der Umweltschutzorganisation BUND. Es bestehe die Gefahr, dass das Neun-Euro-Ticket lediglich ein "Strohfeuer" entfache, wenn der ÖPNV in der Fläche nicht ausgebaut werde.

Jan Schilling vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wies darauf hin, dass es sich beim Neun-Euro-Ticket in erster Linie um eine sozialpolitische Maßnahme handele und nicht um eine verkehrspolitische. Diese werde zu einem deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen in den Sommermonaten führen, sagte er. Es müsse auch mit zu vollen und teils auch "übervollen" Zügen gerechnet werden - vor allem auf den Strecken in Tourismusregionen am Wochenende und bei Einzelereignissen.

Hilmar von Lojewski warnte als Vertreter der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände vor einem Liquiditätsproblem bei den Verkehrsbetrieben nach Ablauf des Neu-Euro-Tickets. Wenn der Bund das Angebot im ÖPNV dauerhaft verbessern wolle, dann müsse er bereits jetzt deutlich höhere Regionalisierungsmittel im Gesetz verankern, forderte er.

L.Johnson--TNT

Empfohlen

Mindestens ein Todesopfer und sechs Vermisste nach Überschwemmungen in Japan

Bei Überschwemmungen und Erdrutschen nach schweren Regenfällen ist in Japan mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Mindestens sechs weitere Menschen wurden am Sonntag nach Behördenangaben weiter vermisst. Die Naturkatastrophe traf die Halbinsel Noto in der Region Ishikawa, in der zu Jahresanfang mehr als 300 Menschen bei einem schweren Erdbeben ums Leben gekommen waren.

UN: Mehr als 500 Tote durch Überschwemmungen im Tschad - 1,7 Millionen Betroffene

Im Tschad sind durch die seit Juli anhaltenden Überschwemmungen bisher mehr als 500 Menschen gestorben. Rund 1,7 Millionen Menschen sind von den Unwettern betroffen, teilte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) in dem zentralafrikanischen Land am Samstag mit. Demnach wurden bisher mehr als 200.000 Häuser zerstört und über 300.000 Hektar Agrarland überschwemmt. Fast 70.000 Nutztiere ertranken, wie das Ocha weiter berichtete.

Sperre von X in Brasilien: Musks Online-Dienst ernennt rechtlichen Vertreter

Im Streit um die Sperrung von X in Brasilien hat der Online-Dienst einen rechtlichen Vertreter in dem Land benannt - ein erster Schritt zur Aufhebung der Blockade. X erfülle weiterhin nicht alle Voraussetzungen, um wieder freigeschaltet zu werden, teilte der Richter am Obersten Gericht, Alexandre de Moares, am Samstag mit. Das Unternehmen haben fünf Tage Zeit, um weitere Dokumente vorzulegen.

Hochwasser: Donau in Budapest erreicht höchsten Stand seit zehn Jahren

In der ungarischen Hauptstadt Budapest hat das Hochwasser nach dem Sturmtief "Boris" einen Zehn-Jahres-Höchststand erreicht. Das Hochwasser erreichte am Samstag die Stufen des direkt an dem Strom gelegenen Parlaments, begann dann aber wieder zu sinken. Noch stünden den Ungarn einige "schwierige Tage" bevor, in denen "die Flut kontrolliert" werden müsse, sagte Regierungschef Viktor Orban.

Textgröße ändern: