The National Times - Sechs Menschen sterben in Wasserfluten von Polen über Österreich bis Rumänien

Sechs Menschen sterben in Wasserfluten von Polen über Österreich bis Rumänien


Sechs Menschen sterben in Wasserfluten von Polen über Österreich bis Rumänien
Sechs Menschen sterben in Wasserfluten von Polen über Österreich bis Rumänien / Foto: © AFP

Sintflutartiger Regen, reißende Flüsse, ganze Landstriche unter Wasser: Extremer Dauerregen hat am Wochenende große Teile von Polen, Tschechien, Österreich und Rumänien unter Wasser gesetzt - und mindestens sechs Menschen das Leben gekostet. Vier weitere Menschen wurden in Tschechien vermisst. Tausende Menschen mussten in den Regionen evakuiert werden, Hunderttausende waren ohne Strom, Straßen und Zugstrecken mussten gesperrt werden.

Textgröße ändern:

Die verheerendsten Überschwemmungen wurden aus dem Südwesten Polens, dem Nordosten Tschechiens sowie aus Niederösterreich und Rumänien gemeldet. Ganze Städte und Dörfer standen dort unter Wasser, die Feuerwehren mussten zu tausenden Einsätzen ausrücken.

In Niederösterreich kam am Sonntag ein Feuerwehrmann bei Auspumparbeiten ums Leben, wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mitteilte. Das Bundesland, das die Hauptstadt Wien umschließt, ist in Österreich am schlimmsten von den Fluten betroffen. Am Sonntag wurde ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt. Die Armee war unterstützend im Einsatz, mehrere Menschen mussten aus Häusern gerettet werden.

Mikl-Leitner sprach am Sonntagvormittag von einer "dramatischen Situation". Es gebe noch keine Entwarnung, es seien weitere massive Regenfälle vorhergesagt, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. Erwartet wurden weitere 60 Liter Regen pro Quadratmeter in den nächsten Stunden. Besonders dramatisch war die Lage am Fluss Kamp, dort wurde ein Jahrhundert-Hochwasser befürchtet. Laut APA waren zahlreiche Ortschaften auf dem Landweg nicht mehr erreichbar.

Im Osten Österreichs wurde der Zugverkehr auf der Strecke zwischen Amstetten und St. Valentin unterbrochen, wie die staatliche Eisenbahngesellschaft ÖBB mitteilte. Die Strecke ist Teil der Bahnverbindung zwischen Wien und Deutschland.

Auch in der österreichischen Hauptstadt standen erste Häuser unter Wasser. Dort trat der Wienfluss über die Ufer. Es wurden mehrere U-Bahn-Strecken gesperrt.

Auch in Polen, Tschechien und Rumänien liefen die Rettungsarbeiten am Sonntag auf Hochtouren, dort waren hunderttausende Haushalte ohne Strom. In Rumänien waren bereits am Samstag mindestens vier Menschen in der Region Galati im Südosten des Landes ums Leben gekommen. Dort standen Menschen bis zum Oberkörper im Wasser, tausende Haushalte waren betroffen. Präsident Klaus Iohannis sprach von "dramatischen Folgen" des Klimawandels.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk, der seit Samstag in den Hochwassergebieten im Südwesten seines Landes unterwegs ist, bestätigte am Sonntag den Tod eines Menschen in Polen. "Wir haben einen ersten Todesfall durch Ertrinken in der Region Klodzko" an der polnisch-tschechischen Grenze, erklärte Tusk. Er kündigte weitere Evakuierungen sowie die Einrichtung des Internet-Satelliten-Systems Starlink an, um die Kommunikation zu gewährleisten.

Im Südwesten Polens hat das Hochwasser des Flusses Biala die Wälle und Dämme in den Städten Glucholazy und Ladek Zdroj überflutet. "Wir gehen unter", sagte der Bürgermeister von Glucholazy und rief die Einwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Tausende Menschen mussten evakuiert werden. Die Behörden riefen die Armee zur Hilfe, um die Feuerwehren vor Ort zu unterstützen. Der Zugverkehr zwischen Polen und Tschechien wurde eingestellt, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete. Der polnisch-tschechische Grenzübergang Golkowice war schon am Samstag geschlossen worden.

In Tschechien wurden vier Menschen von den Fluten weggerissen und gelten als vermisst. Die Polizei berichtete, drei Menschen seien in einem Auto in der Stadt Lipova-Lazne im Nordosten des Landes von einem Fluss weggeschwemmt worden. Ein Mann wurde demnach im Südosten vom Hochwasser eines Baches fortgerissen.

Die Lage in Tschechien ist besonders im Nordosten des Landes schlimm. Dort wurde ein großer Teil der Stadt Opava wegen Hochwassers evakuiert. Im Süden des Landes lief ein Staudamm über und überflutete die Städte und Dörfer der Umgebung. In Brno im Südosten Tschechiens war schon am Samstag ein Krankenhaus evakuiert worden, die nordöstliche Region Mähren erklärte den Notstand. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava wurde am Samstag ebenfalls der Notstand erklärt.

In Österreich sorgten auch Sturm und Schnee für Chaos. Tirol war stellenweise von einer bis zu einem Meter hohen Schneeschicht bedeckt - in der vergangenen Woche waren noch Temperaturen von mehr als 30 Grad gemessen worden.

Das Sturmtief "Boris", das in Deutschland "Anett" heißt, zieht derzeit über Mittel- und Osteuropa hinweg. Auch in den deutschen Bundesländern Sachsen und Bayern stiegen am Wochenende die Pegel.

A.M.Murray--TNT

Empfohlen

Von der Leyen verkündet EU-Hilfen von zehn Milliarden Euro für Hochwasser-geschädigte Länder

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat europäische Hilfen in Höhe von zehn Milliarden Euro für die von Überschwemmungen betroffenen Länder in Ost- und Mitteleuropa angekündigt. "Auf den ersten Blick sind zehn Milliarden Euro aus dem Kohäsionsfonds für die betroffenen Länder mobilisierbar. Das ist jetzt eine Notfallreaktion", sagte von der Leyen bei einem Besuch im polnischen Flutgebiet Breslau am Donnerstag vor Journalisten.

Zwei Vermisste bei Überschwemmungen in Norditalien - Hunderte Menschen evakuiert

Wegen Überschwemmungen im Gefolge des Sturmtiefs Anett (international "Boris" genannt) haben die Behörden in Norditalien rund tausend Menschen in Sicherheit gebracht. Nach heftigen Regenfällen standen Gebiete in der Emilia-Romagna und den Marken am Donnerstag unter Wasser. Zwei Menschen galten nach Angaben von Verkehrsstaatssekretär Galeazzo Bignami als vermisst, nachdem das Dach eines Gebäudes einstürzte, auf das sie sich vor den Wassermassen geflüchtet hatten.

Urteil: Denkmalgeschützte frühere Synagoge in Detmold darf nicht abgerissen werden

Die denkmalgeschützte frühere Hofsynagoge im nordrhein-westfälischen Detmold darf nicht abgerissen werden. Das Oberverwaltungsgericht Münster entschied am Donnerstag, dass der Eigentümer keine Abrissgenehmigung bekommt. Das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert steht schon seit Ende der 80er Jahre leer, der Eigentümer wollte an der Stelle Parkplätze bauen.

Kölner Ermittler: Niederländische Mafia für Explosionen verantwortlich

In der Serie von Sprengstoff- und Brandanschlägen sowie Schüssen auf Wohnhäuser in Köln und Umgebung gehen die Ermittler davon aus, dass die dahinter stehenden Täter in den Niederlanden sitzen. Der Kölner Kriminaldirektor Michael Esser sagte am Donnerstag vor Journalisten, die Verbindung der Taten zur organisierten Kriminalität liege auf der Hand. Eine Verbindung zu niederländischen Straftätern lasse sich auch bereits "durch spezielle Erkenntnisse belegen".

Textgröße ändern: